DAS GEHT TIEF

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Vielen Männern droht früher oder später eine Prostata-Operation. Um zu erfahren, wie der Eingriff abläuft und welche Folgen er hat, durfte unser Redakteur einem der besten Chirurgen Deutschlands bei einer roboterassistierten Operation über die Schulter schauen

Text:RUFUS RIEDER • Fotos: AXEL KIRCHHOF

Mehrere Instrumente dringen durch die Bauchdecke des Patienten, drei davon werden mit Hilfe des Roboters gesteuert.

D ie Prostata befindet sich an einer Stelle des männlichen Körpers, die besonders schwer zugänglich ist: ganz unten in der Bauchhöhle, unterhalb der Harnblase, umgeben von Beckenbodenmuskulatur und Beckenknochen, in Nachbarschaft des Enddarms. Um dorthin zu kommen, muss man erst mal zahlreiche Schlingen des Darms beiseiteschieben. Doch dieses Hindernis wird geschickt überwunden. Staunend erkenne ich, der bei dieser Operation ausnahmsweise zuschauen darf, dass der Patient nicht waagerecht auf dem Operationstisch liegt, sondern deutlich geneigt, den Kopf viel tiefer als die Füße. Auf diese Weise rutscht ein Großteil der Eingeweide automatisch Richtung Kopf. Lediglich Blase und Prostata bleiben in ihrer angestammten Position, befestigt an der Harnröhre und dem umgebenden Gewebe. Um das Becken noch besser zugänglich zu machen, wird Kohlendioxid in den Bauch geleitet. Mit Hilfe des Gases bildet sich ein übersichtlicher Hohlraum. Wie ein Forscher in einer geräumigen Höhle kann der Operateur nun eine Lichtquelle einbringen und alles überblicken, was ihm von der Kamera dargeboten wird.

Schneiden und erhitzen

Zu Beginn befindet sich noch eine Art Vorhang aus Binde- und Fettgewebe vor dem eigentlichen Geschehen. Professor Alexander Haese, Leitender Arzt für roboterassistierte Urologie an der Martini-Klinik in Hamburg-Eppendorf, steuert mit seinen Händen abwechselnd 2 bis 3 Instrumente, die an den Roboterarmen befestigt sind, unter anderem eine kleine Zange und eine Schere. Letztere lässt sich bei Bedarf unter Strom setzen, so dass sie sich erhitzt. In diesem Zustand kann sie einen weiteren Zweck erfüllen und kleine Blutgefäße verschmoren. Dadurch wird verhindert, dass Blut austritt. Das Verfahren nennt sich Elektrokoagulation. Die erhitzte Schere gleitet durchs Gewebe, und nach wenigen Sekunden kommt ein Knochen zum Vorschein. „Der Beckenknochen dient als erste räumliche Orientierung“, erläutert Professor Haese. Nur kurze Zeit danach taucht die Harnblase auf. Sie ist zuvor mit Hilfe eines Katheters entleert worden und erscheint deshalb entgegen meinen Erwartungen nicht als prall gefülltes Objekt,


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