KönnenwirunserEssengesunddenken?

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Während die Fähigkeit, Nährstoffe mit purer Gedankenkraft in einen Burger hineinzuprojizieren, noch wie Fiktion klingt, soll das die Zukunft der Ernährungspsychologie prägen. Wir verraten, ob das funktionieren kann

Text:CHLOE GRAY

Foto: YAROSLAV DANYLCHENKO/STOCKSY; Illustration: SHUTTERSTOCK

Mit Ausnahme von Cocktails ohne Kater gibt es wohl nur wenig verlockendere Vorstellungen, als dass ein schmieriger Cheeseburger plötzlich zu einem Gericht werden kann, das dem Körper guttut. Und während Negronis ohne Kopfweh noch in weiter Ferne liegen, untersuchen Forscher gerade tatsächlich die Wechselwirkung zwischen den Gefühlen, die wir bei dem Verzehr von Lebensmitteln haben, und den körperlichen Reaktionen, die dann folgen. Besonders aufschlussreich sind hierbei die Hormonproduktion und die Reaktionen in unserem Verdauungstrakt. Der 2022 von Wissenschaftsautor David Robson in seinem gleichnamigen Bestseller als „The Expectation Effect“ bezeichnete Effekt bezieht sich auf die Art und Weise, wie die Gedanken die Fähigkeit haben, körperliche Reaktionen darauf zu verändern. Dieser Erwartungseffekt (oder auch Placeboeffekt) ist in Bezug auf Krankheiten gut erforscht. Die Rolle, die er in der Ernährung spielen könnte, lässt die Wissenschaft jetzt aufhorchen.

Erwartungen

Du bist skeptisch? Dann wird dich die Studie der Yale University interessieren. Darin wurden 2 Gruppen von Menschen der gleiche Shake mit 380 Kalorien serviert. Auf dem Etikett der ersten Gruppe stand „620 Kalorien“ zusammen mit der Botschaft „Genuss: Dekadenz, die du verdienst“; der Shake der zweiten Gruppe wurde als „Sensi-Shake, für leichten Genuss“ deklariert und enthielt lediglich 140 Kalorien. Als die Forscher die Werte des Hungerhormons Ghrelin der Teilnehmenden vor und nach dem Verzehr des Shakes verglichen, stellten sie fest, dass der Ghrelinspiegel in Gruppe 1 nach dem Verzehr des Shakes stärker gesunken war als der in Gruppe 2. Was das bedeutet? Sie waren weniger hungrig und verbrannten mehr Kalorien, weil sie einfach glaubten, der Shake mache sie satt.

Eine Studie des American Journal of Clinical Nutrition untermauert die These, dass die Einstellung zu einem Lebensmittel wichtiger ist als sein eigentlicher Nährwert. Studienteilnehmer, die glaubten, ein Getränk würde sich bei der Verdauung in einen festen Stoff verwandeln, hatten eine langsamere Magenentleerung. Ihr Mageninhalt bewegte sich langsamer durch den Darm, und sie fühlten sich länger satt. Infolgedessen nahmen sie im Laufe des Tag

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