Unsere ROlle in der Familie

6 min lesen

Neue Väter, alte Leier: Ständig wird darüber debattiert, dass sich Männer neuerdings mehr in die Kindererziehung einbringen. Dabei wird aber einiges unter den Teppich gekehrt. Unser Autor ging dem Ganzen auf den Grund

Text: FABIAN SOETHOF

Foto: VICTOR DYOMIN/GETTYIMAGES

Der neue Vater trägt einen langen Bart. Damit ist aber nicht sein hippes Äußeres gemeint, mit dem er in den Medien seit Jahren als solcher dargestellt wird – während er sein Baby wickelt, füttert, trägt, den Kinderwagen durch den Kiez schiebt und auf dem Smartphone Job-Mails beantwortet. Es geht um seine Bezeichnung. Erstens sind Väter immer neu, wenn sie es erstmals werden. Zweitens brachte wohl jede Generation neue Väter hervor, aber eben auch neue Mütter und vor allem neue Kinder, weil alle Elternteile ihre Rolle erst finden und annehmen müssen und dabei von ihrer Sozialisation und der jeweiligen Gesellschaft beeinflusst werden. Drittens existiert der Begriff seit Dekaden. Autor und Journalist Tobias Moorstedt etwa, der sich in seinem Buch „Wir schlechten guten Väter“ (siehe Mittelspalte auf der nächsten Seite) mit heutiger Elternschaft aus männlicher Sicht beschäftigt hat, geht davon aus, dass der Begriff schon in den 1920ern sowie in den 1960ern verwendet wurde, als immer mehr Frauen die traditionelle Rollenverteilung an den Pranger stellten. Aber schon in den 1980ern habe sich Enttäuschung breitgemacht, als der Soziologe Ulrich Beck von einer verbalen Aufgeschlossenheit junger Väter sprach, bei gleichzeitiger Verhaltensstarre. Maßgeblich viel verändert an dem Verhalten der neuen Väter hat sich seitdem nicht.

Als Einschnitt in die Selbst- wie in die Fremdwahrnehmung heutiger Väter wird die Einführung des Elterngeldmodells im Jahr 2007 angeführt. Das Novum damals: Auch Väter dürfen Elternzeit in Anspruch nehmen und Elterngeld beziehen, und beide Elternteile erhalten zusammen bis zu 14 Monate finanzielle Unterstützung vom Staat, wenn sie sich diese Zeit untereinander aufteilen. Dies führte in der Tat zu einem Anstieg der Zahl von Vätern, die für ihre Familie den Job auch mal Job sein ließen. Laut Bundesfamilienministerium nutzten das Angebot innerhalb der ersten 10 Jahre 34 Prozent der Väter; vor Einführung von Elternzeit und Elterngeld haben nur 2 Prozent der Väter Erziehungsurlaub genommen. Das Wording wurde hier aber zur angezogenen Handbremse: Da die bei den Partnermonate irreführenderweise oft Vätermonate genannt werden, wissen viele nicht, dass es auch anders ginge und die Elternteile etwa auch jeweils 7 Monate nehmen könnten – oder er 12 und sie 2.

Die

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel