Die halbe Welt redet von toxischer Männlichkeit. Aber was heißt das genau? Unser Autor hat sich mit ein paar unbequemen Wahrheiten auseinandergesetzt und erklärt, warum gewisse männliche Eigenschaften nicht nur Frauen, sondern am Ende auch Männern schaden
Text: FABIAN SOETHOF
Schwerpunkt Toxische Männlichkeit
Mann, du schießt ja wie ein Mädchen!“ Wer als Jugendlicher auf dem Sportplatz oder nach einem Spiel in der Umkleidekabine stand, kennt Sprüche wie diesen, oftmals gefolgt von einem nichtverbalen Schwanzvergleich. Cool finden das höchstens die, die derartigen Mist von sich geben. Viele junge Männer sind überzeugt davon, dass sie harte Hunde sein müssen, damit sie von ihresgleichen ernst genommen werden. Die American Psychological Association (APA) warnt in ihren Richtlinien für die psychologische Arbeit mit Männern und Jungen: „Beschränkte Vorstellungen von Männlichkeit, die Aggressivität, Homophobie und Frauenfeindlichkeit betonen, können Jungs dazu veranlassen, einen Großteil ihrer Energie in schädliches Verhalten umzulenken – etwa Mobbing, Spott gegenüber Homosexuellen oder sexuelle Belästigung – und nicht in gesunde schulische und außerschulische Aktivitäten.“ Und schon sind wir mittendrin im komplizierten Thema toxische Männlichkeit.
Weitere Beispiele für diesen Begriff gibt es in unserem Alltag mehr als genug: etwa den Trainingspartner, der im Gym 10 Kilo mehr drücken will als du; den Vater, der den Sohn vom Spielfeldrand aus anbrüllt (oder gar nicht erst zum Spiel erscheint); den Vorgesetzten, der deine Frage nach zwei Monaten Elternzeit damit beantwortet, dass das früher anders war; den Onkel, der sich bei einer Familienfeier abschätzig darüber auslässt, dass du kein Fleisch isst; die grölenden Kumpels, die dich zum Bier oder Schnaps überreden möchten, indem sie dich fragen, ob du nichts verträgst; den Chef, der die Sekretärin Mäuschen nennt (da beginnt das Problem ja schon bei der Aufteilung); den anonymen Twitter-User, der sich über das Gewicht einer Politikerin auslässt statt über ihre Arbeit. Apropos, die Politik als solche ist davon betroffen: Narzisstische Hetzer wie Donald Trump, Kriegstreiber wie Wladimir Putin, auch Konservative wie Friedrich Merz – sie alle sind besessen davon, dass die Welt früher besser war, wieder so werden soll und nur sie mit möglichst ungebrochener Macht dieses Ziel erreichen können. Alles natürlich auch, um ihren eigenen Reichtum zu mehren. Noch vor 10 Jahren nannte man solche Männer nur Idioten. Heute sind sie toxisch. Deshalb jetzt mal ganz von vorn.
Wie wird die t
