„Wir können immer MEHR LIEBEN“

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GENERATION WOW

Katja Riemann (60) ist nicht nur Schauspielerin, Sängerin und Autorin. Sie engagiert sich seit 20 Jahren für das UN-Kinderhilfswerk. Im MEINS-Interview verrät sie mehr über ihr neues Buch und warum sie die junge Generation so bemerkenswert findet

„Ich habe begriffen, dass Humor Kummer überwinden kann“, sagt Schauspielerin Katja Riemann. Ihr Leben nimmt sie heute gelassener als in der Vergangenheit
FOTOS: MIRJAM KNICKRIEM/PHOTOSELECTION, PR, PRIVAT

Für ihr Buch „Zeit der Zäune“ besuchte Katja Riemann Flüchtlingscamps, allein, ohne ein Team. Sie berichtet von ihren Eindrücken und Erfahrungen, unter anderem im Nordirak oder im Camp Moria auf der Insel Lesbos. Im Interview spricht sie über die Herausforderungen des Buches, ihr Lebensgefühl mit 60 und über die junge Generation.

MEINS: In Ihrem Buch „Zeit der Zäune“ schildern Sie Ihre Erfahrungen in Flüchtlingscamps. Wie würden Sie wohl selbst in einer Flucht-Situation zurechtkommen?

Katja Riemann: Das ist ja eine sehr komplexe Frage. Ich verstehe, dass Sie sie stellen, aber die Beantwortung liegt vermutlich in dem gesamten dicken Buch, das ich geschrieben habe. Ich nehme mir nicht heraus, zu sagen, wie ich mit Flucht umgehen würde, denn ich habe es nicht erlebt. Ich bin in ein privilegiertes Land und Leben hineingeboren worden, und das zufällig. Selbst wenn ich nicht mit einem Silberlöffel in meinem Mund sozialisiert wurde, eher im Gegenteil, so weiß ich nichts von der täglichen Gewalt, den Konflikten und Gefahren, denen sich viele, viel zu viele Menschen in vielen, viel zu vielen Ländern gegenübersehen.

Was für Erkenntnisse haben Ihnen diese ganzen Eindrücke gebracht?

Wenn man das alles gesehen hat – und man kann es durch meine Augen sehen, wenn man mein Buch liest – dann verändert sich der Blick auf die Welt. Denn wir alle sind nicht unverletzlich. Wenn wir glauben, wir allein sind es, die unser eigenes Leben bestimmen und nur selbsttätig dafür verantwortlich sind, ob es läuft oder nicht, dann kann ich sagen: Das ist ein großer Irrtum.

Wie ist Ihr Lebensgefühl mit 60?

Ich bin gelassener geworden. Klüger wohl auch, in der Hinsicht, dass ich in der Lage bin, eine Haltung zu formulieren und komplex zu denken, ohne dass alles immer gleich lösungsorientiert sein muss. Oder auch zu sagen: Ich weiß es nicht. Ich habe begriffen, dass Humor Kummer überwinden kann. Ich wertschätze noch viel mehr die Beziehungen und Freundschaften, die ich habe, jeden Tag. Jeden Moment. Wie dankbar können wir sein, Menschen in unserer Nähe zu haben, die wir lieben, die uns lieben.

In der Serie„Reset“ spielten Sie eine Mutter, die versucht den Selbstmord ihrer Tochter zu verhindern. Was können Sie für die Heranwachsenden tun?

Wir können immer mehr lieben, als wir es bereits tun, glaube ich. Li