Herzlichen Glückwunsch, Hanna Schygulla!

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Am 3. Mai wird die 80-jährige Schauspielerin bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Eine Hommage an eine großartige Künstlerin

Für uns Frauen der 68er-Generation war sie immer ein großes Vorbild: eigenwillig, unangepasst, kämpferisch. Und das ist sie bis heute geblieben. Eine, die in keine Schablone passt, eine, die ihre Meinung sagt – wenn sie danach gefragt wird. Ansonsten lebt Hanna Schygulla (80) seit zehn Jahren zurückgezogen in Berlin. Es sei denn, sie bekommt eine Filmrolle angeboten, die sie sehr gründlich studiert und für so wertvoll erachtet – weil die Story vom erfolgreichen australischen Drehbuchautor Tony McNamara stammt, der vor ihr schon Hollywood-Größen wie Emma Stone und Willem Dafoe engagiert hat –, dass sie das Angebot einfach nicht ausschlagen kann.

Ein gutes Jahr später sahnt genau dieser Film ab:

„Poor Things“, in dem sie „eine schöne Nebenrolle spielt“, erhält sage und schreibe vier Oscars. Ja, dafür lohnt es sich, all die Strapazen eines solch aufwendigen Drehs auf sich zu nehmen. Denn gerade hat Hanna Schygulla ihren 80. Geburtstag hinter sich, das Gehen fällt ihr ein wenig schwer, seit sie sich „ein Ischias-Leiden als Langzeit-Covid-Effekt angelacht habe“ und eigentlich ein bisschen kürzertreten will. „Der Film ist eine wunderbare, facettenreiche Emanzipationserzählung, in dem die Männer die Deppen sind“, lacht die Schygulla.

EINE FRAU mit Ecken und Kanten, eine Schauspielerin von Format. Jetzt wird sie für ihre Verdienste um den Deutschen Film geehrt

Aufsehenerregend und ein bisschen anders als andere Filme – so, wie Hanna Schygulla sie liebt. Seit sie 1967 ihre Schauspiel-Karriere beginnt – unter Rainer Werner Fassbinder, Regisseur und Enfant terrible des deutschen Films. Bis zu seinem Tod 1982 spielt sie in seinen Filmen mit: 1969 als Prostituierte im Gangsterfilm „Liebe ist kälter als der Tod“, 1978 als Frau eines Kriegsheimkehrers, die mit einem farbigen G.I. eine Beziehung hat, in „Die Ehe der Maria Braun“, und 1981 als Willie Bunterberg in „Lili Marleen“.

Sie macht international Karriere, arbeitet mit großen Regisseuren wie Ettore Scola und Jean-Luc Godard, spielt in Hollywood Katharina die Große und die Hauptrolle in der Komödie „Für immer Lulu“, skrupellos und verführerisch.

Und dennoch: Hanna Schygulla selbst wollte sich nie als Charakterdarstellerin oder Traumfrau verstanden wissen. Schon in ihrer ersten Rolle bei Fassbinder, als Marie in „Katzelmacher“, strahlt sie trotz aller Erotik eine innere Distanz aus, die nur mit äußerster Willenskraft funktioniert: 1943 als Tochter eines Holzhändlers in Oberschlesien geboren, hat sie als Flüchtlingskind in München früh gelernt, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Zu ihrem Vater, der spät aus der Kriegsgefangens

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