„Es ist, als hätte mich DIE INSEL meiner Vorfahren gerufen …“

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GENERATION WOW

Manchmal muss man erst auf Odyssee gehen, um zum richtigen Platz zu gelangen. Halbgriechin Gabriella Damianaki (57) führte die Reise ihres Lebens nach Kreta. Sie wurde Gastgeberin ihres eigenen Hotels „Gabriellas Garden“

Mit acht Jahren kam Gabriella Damianaki (57) zum ersten Mal ins Land ihres Vaters. Seither erschien es immer wieder in ihren Träumen
Das „Gabriellas Garden“ befindet sich im Dörfchen Palaiokastro in der Nähe der Hauptstadt Heraklion
Gemeinsam kochen, essen, kreativ sein … Meine Gäste schätzen die entspannte, inspirierende Atmosphäre bei mir
Vor über 50 Jahren von meinem Vater gegründet, renovierte ich das Hotel und feierte 2016 Wiedereröffnung
FOTOS: GABRIELLA DAMIANAKI /GABRIELLAS GARDEN

Wann fing sie an? Diese intensiven Träume von dieser wilden Insel? Nacht für Nacht hatte ich die Bilder vor Augen: die Berge, das Meer, das kleine Hotel … Heute sitze ich hier, sehe mich um und kann es selbst kaum glauben. Es ist, als hätte mich das Land meiner Vorfahren gerufen. Es dauerte viele Jahre, bis ich den Ruf wahrnahm und schließlich zu meinen Wurzeln fand. Heute fühle ich mich eins mit dem Land meiner Ahnen, teile seine Schätze mit den Gästen von „Gabriellas Garden“. Die Odyssee, die hinter mir liegt, brachte mich am Ende tatsächlich ans Ziel …

Am besten fange ich dort an, wo alles begann: im Berlin der 60er-Jahre. Mit meiner eineinhalb Jahre älteren Schwester und meiner Mutter lebte ich im Osten der Stadt. Mein griechischer Vater wohnte in West-Berlin, kam ein paarmal im Monat für kurze Stippvisiten zu uns, vollbepackt mit West-Artikeln. 24 Stunden später war er wieder verschwunden. Obwohl er gerne mit uns gelebt hätte, war das nicht möglich. Wäre er DDR-Bürger geworden, hätte er seine Familie in Griechenland nicht mehr sehen können. Also beschränkte sich unser Familienleben auf seine 24-Stunden-Visa. Als meine Eltern beschlossen, die Ausreise für Mama und uns Kinder zu beantragen, ließ die Genehmigung zehn Jahre auf sich warten.

Ich fühlte mich wie Meryl Streep in „Mamma Mia!“

Eines Morgens hieß es dann: Los geht’s! Wir ziehen nach Kreta! Nach dem Bescheid blieben uns nur drei Tage Zeit, um die Koffer zu packen und die Fahrt nach Griechenland zu organisieren. Ich war acht, und das Abenteuer dieser Reise prägt mich bis heute. Als wir im Dörfchen Gailà ankamen, wo meine Großeltern wohnten, strömten die Verwandten aus allen Ecken der Insel, teilweise auf Eseln, herbei. Geherzt, gedrückt und in einer Sprache bestürmt, die ich nicht verstand, war ich gleichzeitig fasziniert wie überfordert. Meine Welt bis dahin: das graue Berlin. Kleine Wohnung, dritter Stock, Hinterhof, Außentoilette. Nun warfen mich das gli

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