Was uns unsere AHNINNEN MITGEBEN

2 min lesen

GENERATION WOW

Die Weisheit von Mutter, Oma und Urgroßmutter steckt in uns. In ihren Seminaren ermöglicht die Psychotherapeutin Sabine Lück den Teilnehmerinnen, diesen Generations-Code zu entschlüsseln

Autorin Oda Frantzen (vorn links), Expertin Sabine Lück (vorn rechts) und zwei Seminar-Teilnehmerinnen
Um sich in die Kindheit zurück– zuversetzen, braucht es
FOTOS: GUNNAR GELLER (3), PR
Ruhe Hier stellen die anderen beiden Teilnehmerinnen meine Mutter und mich beim Teetrinken dar. Ich bringe sie in die für uns typischen Körperhaltungen

Was gäbe ich darum, nur ein einziges Mal noch mit meiner Großmutter sprechen zu können. Immer hatte ich das Gefühl, sie versteht mich wie kein anderer Mensch. „Das Leben findet nicht nur am Schreibtisch, sondern auch auf der Tanzfläche statt“, sagte sie einmal unvermittelt zu mir – und traf ins Schwarze.

Nur zu Beginn mutet das Seminar leicht spirituell an: Wir Teilnehmerinnen meditieren, um uns in die Kindheit zurückzuversetzen. Doch gleich darauf wird es handfest : Jede der anwesenden Frauen soll eine typische familiäre Situation aus dieser Zeit schildern. Ich entscheide mich spontan für die tägliche Tee-Stunde mit meiner Mutter am Nachmittag. Wie alt ich da sein möchte, fragt mich die Leiterin. „Zehn“, entscheide ich aus dem Bauch heraus. Sabine Lück fordert mich nun auf, diese Szene nachzustellen. Ich platziere die zwei anderen Teilnehmerinnen genauso, wie meine Mutter und ich früher saßen. Denn eine spezielle Körperhaltung fördert in jedem Menschen ähnliche Gefühle zutage…

Hat sich meine Mutter früher wirklich einsam gefühlt?

Als die Therapeutin fragt, wie sich die beiden Frauen an der Tee-Tafel gefühlt haben, sagt die Darstellerin meiner Mutter: „Ich habe mich gefreut, dass meine Tochter bei mir sitzt. Dennoch habe ich mich irgendwie einsam gefühlt.“ Die Kind-Darstellerin bestätigt : „Ich wollte meiner Mutter gern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Doch ich merkte, dass ich dazu eigentlich noch zu jung bin.“ Ich wundere mich: Hat sich meine Mutter tatsächlich einsam gefühlt? Könnte das sein? Dabei hatte sie doch viele Freundinnen und eine große Familie! Sabine Lück fragt, ob meine Mutter das Einsamsein von ihrer Mutter unbewusst übernommen haben könnte? Kinder schauen sich ja viel bei ihren Eltern ab …

Da dämmert es mir: Meine Urgroßmutter war gestorben, als meine Großmutter zehn Jahre alt war. Sie blieb mit ihren fünf Brüdern und dem Vater zurück. Fortan führte sie den Haushalt – sicher eine Überforderung. „Wie bezeichnend, dass Sie sich als Zehnjährige gesehen haben“, bemerkt Sabine Lück. Ich stelle mich einen Moment ans Fenster.

BUCHTIPP Günstiger als das Seminar und gut: Sabine Lück: „Vererbtes Schicksal“, Kailash Verlag, 22 €

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel