Eine wahre Heldenreise: DIE AUFLÖSUNG DES ELTER NHAUSES

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GENERATION WOW

Viele Gegenstände und noch mehr Erinnerungen: Stehen wir vor der Aufgabe, die Wohnung unserer Mutter oder unseres Vaters zu räumen, fühlen wir uns oft überfordert. Unsere Expertin Frau Dr. Christina Erdmann weiß aus Erfahrung, wie wir vorgehen können

Für den Fall des Falles aufräumen – das ist in Schweden eine weitverbreitete Sitte und nennt sich „Döstädning“ – zu Deutsch Todesputz. Zugegeben, das klingt etwas makaber, aber auch zum Nachahmen empfehlenswert : Man ordnet seine Sachen und mistet aus, bevor es jemand anderes machen muss. Man hinterlässt so den Angehörigen im Todesfall also geordnete Verhältnisse. „Ich bewundere jeden Angehörigen unserer Elterngeneration, der für sich entscheidet, ich mache das selbst, ich überlasse das nicht meinen Kindern, die dann radikal ausmisten. Das ist aber leider nicht die Regel“, so Dr. Christina Erdmann, die seit einigen Jahren Menschen beim Auflösen ihres Elternhauses begleitet. Die meisten stehen nach dem Ableben ihrer Eltern vor einer sehr vollen Wohnung. Die Frage, die vielen in dieser Situation durch den Kopf geht : „Wo und wann um Himmels willen fange ich nur an?“ Diese und noch viele Fragen mehr beantwortet Dr. Erdmann im folgenden Interview. •

Birgit (70)

Bei ihrem Duft huscht mir ein Lächeln übers Gesicht

Meine Mutter und ich hatten eine sehr enge Bindung. Als sie verstarb, war es für mich und meine Schwester sehr schwer, ihre Wohnung zu räumen. Für uns war schnell klar: Auch wenn wir fast alles weggeben müssen, die Liebe zu unserer Mutter würde dadurch nicht beeinträchtigt werden. Das meiste haben wir dem Roten Kreuz und Sozialkaufhaus gegeben. Eine Kiste mit Fotos und Erinnerungen haben wir aber natürlich behalten. Die Fotos haben wir uns gemeinsam angeschaut. Und wir haben dabei geweint, aber auch gelacht. Ich bin davon überzeugt, dass wir dadurch sehr viel verarbeiten konnten. Einen angebrochenen Parfümflakon mit Mamas Lieblingsduf t „Chloé“ musste ich auch unbedingt behalten. Hin und wieder nehme ich ihn in die Hand und rieche daran. Das ist Erinnerung pur, und ein Lächeln huscht über mein Gesicht …

FOTOS: ANNETTE HAUPTMANN, GETTY IMAGES, PRIVAT (2)

Machen Sie sich frei vom Zwang, im Sinne der Eltern handeln zu wollen

Dr. Christina Erdmann ist ist promovierte Diplompädagogin und arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren als Führungskräftecoach und Organisationsentwicklerin. Seit einigen Jahren begleitet sie auch Angehörige der Baby-Boomer-Generation beim Auflösen ihres Elternhauses

MEINS: Was hat Sie dazu veranlasst, einen Ratgeber zum Thema „Elternhaus auflösen“ zu schreiben?

Dr. Christina Erdmann: Das ist eine lange Entwicklung gewesen. 2012 haben meine Eltern beschlossen, in eine seniorengerechte Wohnung umzuziehen. Nac

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