„Muttertier“

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LUCIA JOST

Lucia Jost ist eine in Berlin lebende und arbeitende Fotografin, die sich in ihren Porträts den Alltagsheld:innen ihrer Stadt verschrieben hat. Ich schreibe über sie als meine Freundin, meine Sister in Crime und über die Fotografin, die sie heute ist.

CELINE UND LAURA AM WANNSEE.
CELESTE UND IHRE TOCHTER.
LILJA UNTER DER S-BAHN.
PAULINA IN CHARLOTTENBURG.
JULI UND DORA IN FRIEDRICHSHAIN.
YAHEL UND IHR SOHN IN MITTE.

Mit 14 hattest du schon keine Angst, aus deiner Perspektive heraus zu argumentieren, den „Male gaze“ abzuschütteln und Klischees umzudeuten. Wie mit der Figur Regina George aus „Mean Girls“, in der du nicht die zickige Tyrannin, sondern die geniale Strategin erkannt hast. Du konntest dem Girlie-Charakter aus dem Highschool-Film der Nullerjahre etwas anderes abgewinnen; die emanzipierte Frau anstatt der Schulschlampe. Lange bevor ich gecheckt habe, wie verdreht die Dynamik zwischen jungen Frauen da dargestellt wurde. Es fiel dir leicht, das überhaupt nicht für voll zu nehmen und lieber etwas in Regina George zu suchen, das wir geil finden konnten – und das machst du immer noch, du destillierst, was man feiern kann und sollte. Mit deinen nostalgischen Momentaufnahmen aus dem Kiez, mit deiner Frechheit, alte Herren im Prinzenbad anzusprechen und sie in Badehose in Szene zu setzen. Du findest Sujets in den Subjekten, die dir begegnen, die dich ehrlich begeistern.

Wie du deinen Blick gefunden hast, ergibt sich vielleicht daraus, dass wir unsere Jugend in einem Raum verbracht haben, der uns als Clique von elf Gören gehörte. In einem Hof am Kotti, in dem wir so laut und schrill sein konnten, wie wir wollten. In dieser Schwesternschaft, es gab eigentlich kaum Typen, mit denen wir abhingen, abgesehen davon, dass wir keine Lust drauf hatten, hätten die das wahrscheinlich gar nicht ausgehalten. Um uns herum unser geliebtes Berlin-Kreuzberg, das so überfordernd sein kann, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als dagegen anzubrüllen oder mitzumachen. Das hat dich, uns, nachhaltig geprägt. Als deine ersten Analogkameras kamen, wurden wir zu deinen Musen, und du hast angefangen die Stadt nicht nur auf Achse zu erobern.

Ich schreibe vor allem über die Fotografien, die für mich ein Resultat aus dem sind, was ich so nah mitbekommen habe. Was aus deiner Jugend hervorging und der Art und Weise, wie wir uns als Rudel bewegt haben.

Wenn ich deine Bilder heute betrachte, dann geht es um Verbundensein, es geht um weibliche Fürsorge, um weibliche Liebe, um Beziehungen, die sich nicht in romantisch oder freundschaftlich spalten lassen oder müssen. Du schaffst Räume, in denen Frauen mit Frauen sind und klammerst den Mann als Faktor im Leben dieser Töchter und Mütter, der Liebhaberinnen und Freundinnen einfach aus. Ob man in Popkultur, Film oder Literatur sucht – Werke, die vö

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