ERwachsen

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EMILIO SAKRAYA

„Das Über-mich-Hinauswachsen ist im Grunde ein Dauerprozess. Künstler schöpfen aus dem Leben – und das ist es auch, was mich reizt!“

Für die Rolle des Rappers Xatar (unten) nahm Emilio 18 Kilo an Muskelmasse zu! Ein halbes Jahr wich er Giware Hajabi – so der bürgerliche Name des Musikers – nicht von der Seite, und studierte ihn genau. Sich visuell komplett zu verändern und sich auf ein unbekanntes Terrain zu wagen, war für den Schauspieler Herausforderung und Erfüllung zugleich.

Der Anruf kam, als Emilio Sakraya im Urlaub war. In Südafrika. Sein Management sagte, dass Fatih Akin ihn gern mal sprechen würde. Der Regisseur von „Gegen die Wand“ und „Aus dem Nichts“ … Man telefonierte also, sprach über „Rheingold“, den neuen Film über den Rapper Xatar, den Akin realisieren wollte. Emilio, 26 Jahre jung, bekannt als gut aussehender Boyfriend der Hexe Bibi aus den „Bibi & Tina“-Verfilmungen, käme als Hauptdarsteller des wuchtigen Hip-Hoppers mit krimineller Vergangenheit infrage. Da zögert man nicht…

MAX: Reden wir über „Rheingold“. War es so leicht, die Rolle des Rappers Xatar zu bekommen?

Emilio: Fatih erzählte mir, dass er in der Corona-Zeit zu Hause rumgesessen und ein Drehbuch geschrieben hatte. Das Buch wollte er mir wahnsinnig gerne schicken, weil er beim Schreiben schon die ganze Zeit an mich gedacht hatte! Seine Frau hatte mich wohl unabhängig davon auch auf der Casting-Liste, und der Filmverleih Warner Brothers war auch Feuer und Flamme. Allerdings hatte man schon kleine Bedenken. Aber Fatih hat mir das Buch geschickt, ich habe es gelesen und gedacht: Geil, das ist einfach meine Traumrolle. Ich kann endlich mal zunehmen, kann mich visuell komplett verändern und kann mich mal in ein Gebiet wagen, in dem ich vorher noch nie war.

MAX: Wie waren die Vorbereitungen? Xatar ist ja ein ziemlich wuchtiger Charakter…

Emilio: Ich habe erst mal 17, 18 Kilo zugenommen und ein halbes Jahr mit Xatar verbracht. Ich habe im Prinzip diesen Menschen studiert. Geschaut, wie er sich bewegt, wie er redet, wie er lacht, was er für Ticks hat. Er hat mich total reingelassen. Er ist selber ein riesiger Filmliebhaber, ihm war schon sehr bewusst, worauf er sich da einlässt, und deshalb war er sehr offen mir gegenüber. Er hat mir viel erzählt und war bereit, auch unbequeme Fragen zu beantworten.

MAX: Was nimmt man mit aus so einer komplexen Rolle? Ein krimineller Goldräuber, der im Knast Musik machte, geläutert wurde und nun zu den Königen des deutschen Hip-Hops gehört. Gibt es da überhaupt einen Identifikationspunkt?

Emilio: Man taucht halt immer mehr in jemand anderen rein. Wird immer mehr jemand anders. Das ist ein Prozess, den man schwer wieder ausschalten kann. Xatar ist im Rheinland aufgewachsen, und diese Sprachmelodie floss zum Beispiel

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