GEBRAUCHS – ANLEITUNG FÜR EINE BESSERE WELT

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wortreich

Der Kabarettist Lars Reichow zu Themen der Zeit

Was für ein Sommer! Wenn das so weitergeht, dann fangen wir auch noch an zu tanzen, wenn es endlich mal wieder regnet. Das große Thema der Deutschen, der beliebteste Smalltalk zwischen zwei Nachbarn – die allgemeine Wetterlage, die Aussichten („soll noch wärmer werden“) und die damit verbundenen Zumutungen („fühl mich so schlapp“) – es scheint, als ob wir die Kontrolle darüber verlieren. Macht es überhaupt noch Sinn, einen „schönen Tag“ zu wünschen, wenn man weiß, dass es gar nicht mehr anders geht, weil sich das Hoch von März bis September nicht mehr verschieben lässt?

Die Welt war nun beileibe nicht arm an Überraschungen, Veränderungen, technischen und politischen Umwälzungen, Naturkatastrophen, aber in diesem Jahr kommt alles zusammen, und was besonders auffällt: Die Tage, an denen das Elend weit ab vom Schuss in Asien oder hinter Australien vor einer verwackelten Kamera vor sich hin wütet, scheinen gezählt. Das moderne Elend schlendert durch unsere Heimat und läuft auf unsere Haustür zu.

Irgendjemand da oben stellt gerade eine große Quittung für uns aus, und wir wissen, dass die Rechnung überraschend hoch ist. Es ist nicht mehr fünf vor Zwölf im Klimawandel, sondern wir befinden uns im Morgengrauen einer neuen Zeit.

Aber wir Menschen gehören zu den Stehaufmännchen der Natur. Wir sind anpassungsfähig und erfinderisch, und es wäre nicht ungewöhnlich, wenn uns auch in dieser Situation etwas einfiele, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Optimisten mit Weitblick sagen, dass die Werkzeuge, mit denen wir die Welt retten können, schon längst bekannt und benannt sind. Wir müssen sie nur noch anwenden. Und beim Aufräumen in meinem Büro habe ich sie tatsächlich gefunden, die Gebrauchsanleitung für eine bessere Welt. Hier ist sie:

01. ENTFERNUNG VON DIKTATOREN (AUSNAHME: FLÜSSIGGAS-DIKTATOREN) Man arretiere die Schreckensherrscher aus Moskau, Minsk, Peking, Brasilia, Riad und diversen afrikanischen Staaten, führe sie aus ihren überdimensionierten Palästen und verbringe sie in Ketten auf eine einsame pazifische Insel, die unter angeschwemmtem Plastikmüll leidet. Hier werden die alten Säcke in der Mülltrennung eingesetzt beziehungsweise in der Herstellung nachhaltiger Produkte (Freiheitsfahnen aus recyceltem Material).

02. BEIHILFE ZUR SINNLOSIGKEIT Man packe sich an die eigene Nase und überprüfe die berufliche Tätigkeit und Sinnhaftigkeit der Anstellung. Falls die Arbeit nicht in Einklang mit moralischen und nachhaltigen Werten steht (Makler, Brandstifter oder Ähnliches), steht eine Umschulung zum Energieberater oder Ökolandwirt an.

Foto: Don Fontijn

03. HAUSTIERE REDUZIEREN Man nehme die bissigen und aggressiven Köter aus dem Tierschutz beziehungsweise aus der Nachbarschaft und verbringe sie auf die

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