Verstaatlicht

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KOMMERZIALISIERUNG DES FUSSBALLS

DIE KOMMERZIALISIERUNG DES FUSSBALLS IST AUSSER KONTROLLE. TOPSPIELER WERDEN WIE BLUE CHIPS GEHANDELT, VERBÄNDE ERSINNEN AUS PROFITSUCHT FANTASIEWETTBEWERBE, Staatsfonds kaufen in Heuschreckenmanier Klubs auf. Die Folge: Der Volkssport verkommt zum Big Business, die Fans verlieren den Bezug.

ILLUSTRATION DOROTHEA PLUTA

Wann platzt die Blase?

Where did it all go wrong?

Diese Frage schleuderte einst ein Hotelpage dem nordirischen Star George Best entgegen, als er ihn sturztrunken im Bett seiner Suite vorfand. Dem begnadeten Dribbler [Motto: „Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst.“] wurde der Alkohol zum Verhängnis. Er starb bereits mit 59 Jahren an den Folgen jahrelangen Missbrauchs.

Where did it all go wrong? Die Frage müsste man in diesen Zeiten auch dem Fußballgeschäft insgesamt stellen. So desolat und maßlos, süchtig nicht nach Alkohol, sondern nach Geld, wie es sich derzeit präsentiert, drängt sich der Eindruck auf, als sei am Profifußball irgendwie vorbeigegangen, dass die Jahre der neoliberalen Dekadenz in Anbetracht einer globalen Pandemie, des galoppierenden Klimawandels und eines russischen Angriffskriegs der Vergangenheit angehören.

Doch das Verlangen nach Geld scheint unstillbar. SOEBEN VERMELDET DIE ENG-LISCHE PREMIER LEAGUE, DASS IHRE EIN-NAHMEN AUS SPONSORING UND TV-GELD NOCH EINMAL UM GUT EIN DRITTEL AN-WACHSEN, AUF KNAPP 4,1 MILLIARDEN EURO PRO SPIELZEIT. ALLEIN FÜR BERATERHONO-RARE GABEN 2021 ENGLISCHE ERSTLIGISTEN 320 MILLIONEN EURO AUS, DER BVB ZAHL-TE IM GLEICHEN ZEITRAUM 32,8 MILLIONEN EURO AN SPIELERVERMITTLER.

Im Winter erleben wir in Katar eine WM, die nicht nur in Bezug auf Menschenrechte und Ökologie unter höchst fragwürdigen Bedingungen stattfindet, sondern deren Organisation rund 150 Milliarden Euro verschlungen hat – 20-mal so viel wie das Turnier 2014 in Brasilien.

Auf dem Höhepunkt der Coronakrise im April 2021 präsentierten zwölf europäische Topklubs die GRÖSSENWAHNSIN-NIGE IDEE ZUR GRÜNDUNG EINER AUTARKEN „SUPER LEAGUE“, die erst auf erbitterten Widerstand von Medien, Fans und Verbänden wieder kassiert wurde. Die Uefa nutzte die Aufregung jedoch, um im Schatten des Skandals eine Reform der Champions League zu verabschieden, die vorsieht, dass die Königsklasse ab 2024 mit einem nochmals erweiterten Teilnehmerfeld und als eingleisige Liga fortgeführt wird, was die Distanz der qualifizierten Klubs zur Konkurrenz in den nationalen Ligen nochmals deutlich vergrößern wird.

Und als wäre das nicht schon Beweis genug, dass der „GOTT DES GELDES ALLES

VERSCHLINGT“ (Zitat Christian Streich, Trainer des SC Freiburg), was einmal die Nähe zum Volkssport Fußball und seine Strahlkraft ausgemacht hat, drängen neben milliardenschweren pr

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