DIE UNVERWÜSTLICHE

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LILIA LITKOVSKAYA

Mut, Stärke, Standhaftigkeit: Während ihre Heimat in Flammen steht, wird die Mode von Designerin Lilia Litkovskaya zum Politikum. Denn Kleidung kann mehr als nur schön aussehen. Wir sprachen mit der ukrainischen Modeschöpferin über Traditionen, Weiblichkeit und die Zukunft.

WIE DIE WEISSE TAUBE IN IHRER HAND WURDE DESIGNERIN LILIA LITKOVSKAYA IN PARIS ZUM FRIEDENSSYMBOL.
LITKOVSKAYA ERFORSCHT DIE IDEE DER ZEITGENÖSSISCHEN MODE DURCH SCHLICHTE, ABER SKURRILE DESIGNS SOWIE KANTIGE UND DOCH FLIESSENDE, SINNLICHE SILHOUETTEN.

Bomben und Front Row, Flucht und High Fashion: Während Putins Armee Ende Februar in die Ukraine einmarschierte, flanierten Models in den neuesten Kollektionen über die internationalen Laufstege. Die Relevanz von Trends und Glamour wurde wieder einmal infrage gestellt. Dass aber Mode besonders in Krisenzeiten zum soziokulturellen Kommunikator werden kann, zeigt Lilia Litkovskaya: Die ukrainische Designerin sollte ursprünglich ihre neuesten Entwürfe auf der Fashion Week in Paris präsentieren. Doch die Welt funktioniert nicht ohne Frieden und eine Modenschau nicht ohne Mode – ihre Kollektion musste die 40-Jährige, die in den ersten Kriegstagen geflohen war, in Kiew zurücklassen.

So wurde aus der geplanten Show ein Symbol für Hoffnung und die Strahlkraft der Mode: In einem Raum des Palais Brongniart, wo sonst Nachwuchsdesigner ihre Arbeiten zeigen, hängte Litkovskaya ihre Landesflagge auf, geschmückt mit gelben Tulpen, daneben QR-Codes, die zu den Websites ihrer ukrainischen Kolleginnen und Kollegen führten, und setzte sich davor. Auf ihrem Schoß ihre zweieinhalb Jahre alte Tochter, in ihren müden Augen so viel Hoffnung.

Als wir mit Lilia Litkovskaya sprechen, ist sie gerade in Paris. Zwischenzeitlich sei sie für einige Wochen in die Ukraine zurückgekehrt, erzählt sie. Ein mutiger Schritt. „Ich wollte meinem Team bei der Bewältigung der Ereignisse helfen.“ Ihre Mitarbeitenden seien zu der Zeit über die ganze Welt verstreut und teilweise auf der Flucht gewesen, einige aber noch in der Ukraine. „Ich war mir meiner Verantwortung ihnen und unserem Land gegenüber bewusst. Sie waren auf ihr Gehalt angewiesen, und Steuern mussten gezahlt werden“, so die Designerin.

Ihre Produktion baute Litkovskaya also im Westen des Landes neu auf, wo es noch sicherer war, und ihr Team kam mit. Ein großer Auftrag für das Luxuswarenhaus Selfridges sei inzwischen fast abgeschlossen. Es müsse weitergehen. „Wenn wir in unserem Kummer stecken bleiben, können wir nicht mehr an das Gute glauben. Deshalb sind unsere Kinder, unsere Arbeit, der Erfolg und die Hoffnung für die Zukunft wahre Lichtblicke für mich.“ Ihre Mutter ist inzwischen bei ihr in Paris, ihr Ehemann ist in den Krieg gezogen.

Um die ukrainischen Verteidigungskräfte zu unterstützen, verkauft die Designerin

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