Diversität soll SPASS machen

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TIJEN ONARAN

Was ist sie eigentlich nicht? Tijen Onarans ist CEO und Founder von Global Digital Women, Moderatorin, Speakerin, Kolumnistin, Podcasterin, Autorin, Social-Media-Größe, und ihr wurde tatsächlich eine eigene Barbie-Puppe gewidmet. Da errötet sogar Ken. MAX traf Tijen Onaran in Berlin zum Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Knapp sieben Monate nach der Geburt von Tijen Onaran im März 1985, nämlich im Oktober, erschien in Deutschland ein überaus erfolgreiches Buch, das 22 Wochen auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste stand. Das Buch hatte den Titel „Ganz unten“, der Verfasser war der Investigativjournalist Günter Wallraff. Undercover begab sich der Autor in die Rolle eines Gastarbeiters, wie damals in der Bundesrepublik Deutschland nicht-deutsche Arbeitskräfte genannt wurden. In seinem Vorwort bemerkte Wallraff: „Ein Stück Apartheid findet mitten unter uns statt – in unserer ‚Demokratie‘ (…) Ich habe mitten in der Bundesrepublik Zustände erlebt, wie sie eigentlich sonst nur in den Geschichtsbüchern über das 19. Jahrhundert beschrieben wurden.“ So fühlte sich Günter Wallraff alias Ali Sinirlioglu, so sein Pseudonym, permanent ganz unten – Schikane von deutschen Kollegen, keine legalen Arbeitspapiere, miserabelste Bezahlung, keine Schutzkleidung sind nur einige der hautnahen Erfahrungen eines Gastarbeiters in Westdeutschland.

FOTO PHILOTEUS NISCH, MALTE METAG (PORTRÄTS)

Was hat das mit Tijen Onaran, eine der Digitalpionierinnen in Deutschland und darüber hinaus, zu tun? Jede Menge, denn als sie ab Mitte der Achtzigerjahre in Karlsruhe in behüteten Verhältnissen aufwuchs – sie kann sich noch lebhaft daran erinnern – wurden Arbeiter aus Italien, Portugal oder der Türkei selbstverständlich mit dem heute als euphemistisch empfundenen Begriff Gastarbeiter unisono belegt. Begriffe, die uns heute jeden Tag in vielen Zusammenhängen begegnen, wie etwa Diversität, Gendern, Inklusion, waren unbekannt. Wer in Deutschland von Chancengleichheit sprach oder sie gar forderte, durfte schon als progressiv gelten. „Ich kann mich sehr wohl noch daran erinnern“, sagt Tijen Onaran beim Gespräch mit MAX in Berlin, „dass ‚Gastarbeiter‘ in meinen jungen Jahren vor allem ein Stereotyp für Türken und ihre Familien war.“

Das hat ihre Eltern, die aus der Türkei kamen – der Vater Lehrer, die Mutter Theatervisagistin – lange geärgert, „weil es eben eine total undurchdachte und oberflächliche Kategorisierung von anderen Menschen war“. Hinzu kam der Islam als Religion, mit dem sich weite Teile der westdeutschen Gesellschaft weder inhaltlich geschweige denn differenziert auseinandersetzten.

Und zu tief war noch die Besetzung der US-Botschaft 1979 während der Islamischen Revolution in Teheran im kollektiven öffentlichen Gedächtnis verankert. Diese Geiselnahme vo

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