Eins mit der NATUR

5 min lesen

Mojib Latif ist Meteorologe und einer der bekanntesten Klimaforscher in unserem Land. Vor Katastrophen hat er oft genug gewarnt. In unserem Interview erklärt er, warum

FOTOS AXEL MARTENS

POLITIK UND WIRTSCHAFT

beim Umweltschutz auch auf die Menschen Rücksicht nehmen müssen – und was das für jeden einzelnen bedeutet.

„Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“ Die Grenzen des Wachstums

MAX: Vor 50 Jahren veröffentlichte der Club of Rome die mittlerweile weltberühmte Studie „Die Grenzen des Wachstums“. Das Buch wurde in 30 Sprachen übersetzt und über 30 Millionen Mal verkauft. Sie sind der Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome, wirken aber relativ ruhig und gelassen. Wie viel Geduld braucht ein Wissenschaftler, der sich mit dem Klimawandel und der Welt beschäftigt?

Mojib Latif: Eines ist klar, in meinem Beruf braucht man verdammt viel Ausdauer. Ich forsche jetzt seit 40 Jahren und werde immer wieder gefragt, ob das Forschen überhaupt einen Sinn macht.

MAX: Und macht es Sinn?

Latif: Ja natürlich. In der Physik gibt es das Phänomen der Instabilität, das heißt Dinge verändern sich plötzlich, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Nehmen Sie die Wiedervereinigung:

Man kann nicht ewig die Menschen gefangen halten, irgendwann bricht das System zusammen, und so, glaube ich, ist es jetzt auch. Immer mehr Personen in Wirtschaft und in Politik merken, dass es mit dem Klimawandel nicht gut gehen kann. Im Gegensatz zu 1972 sind die Auswirkungen jetzt tatsächlich spürbar: Die zunehmenden Unwetter, die Häufung von Flutkatastrophen, die extremen Temperaturen, auch in Deutschland. Auf einmal ist klar, dass wir handeln müssen. Und alle Parameter gehen in eine Richtung.

Es gibt zum Beispiel den Europäischen Emissionshandel. Der Preis für eine Tonne CO 2liegt bei 90 Euro. Das macht alte Kohlekraftwerke für die Energiekonzerne unwirtschaftlich.

MAX: Der Klimawandel spaltet die Gesellschaft. Es gibt Leugner und Resignierte wie den US-Bestsellerautor Jonathan Franzen, der sagt, dass es schon längst fünf nach zwölf ist und wir sehen müssen, wie wir einen guten Katastrophenschutz aufbauen.

Latif: Ein ungebremster Klimawandel wäre in der Tat nicht beherrschbar. Es würde Wetterextreme geben, die wir uns heute gar nicht vorstellen können. Wir wären völlig hilflos, Wirtschaft

Dieser Artikel ist erschienen in...