REISE
Unterwegs in Thüringens Höhen
Reine Waldluft atmen, den Zauber der Landschaft erleben und Orte wie die Wartburg entdecken. So macht Wandern richtig Spaß
Ein Höhepunkt gleich zu Beginn oder doch lieber zum Finale? In welche Richtung man auch immer die Wanderung unternimmt: Taucht zwischen Bäumen die Silhouette der Wartburg am Horizont auf, lässt ihre Erhabenheit staunen. Auch wenn man vom Rennsteig weniger zu ihr hinauf als zu ihr hinüber blickt.
Denn der wohl beliebteste Wanderweg der Republik führt auf einem Höhenkamm durch ihre grüne Mitte, den Thüringer Wald. Dabei passiert er mehrere Wegmarken der Geschichte, das Welterbe bei Eisenach aber bildet sicher die eindrucksvollste. Über 100.000 Menschen laufen jährlich aber nicht nur zum Burgblick, sondern die gesamte Route, und nach keinem anderen Wanderweg hierzulande wird die Internetsuche Google so oft befragt.
Mittelalter-Pracht am Wegesrand
170 Kilometer misst der Rennsteig, vom Eisenacher Ortsteil Hörschel bis nach Blankenstein, vom Ufer der Werra bis an den Zusammenfluss von Selbitz und Saale – oder eben andersherum. Einen Kieselstein soll jeder Wanderer vom Fluss am Start mitnehmen, um ihn am Ziel in das Gegenstück zu werfen. Die meisten tragen ihn acht Tage mit sich, für Etappen von je 15 bis 30 Kilometern.
Beginnt man an der Werra, ist der Wartburg-Ausblick Teil der ersten Etappe – und natürlich ist ein Abstecher zu ihr möglich. Über Felder und Wiesen geht es sanft, aber doch stetig bergauf in den Wald hinein. Am ersten Tag meist bis zur Waldsiedlung Hohe Sonne, wo um 1745 Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach sein Jagdschloss errichten ließ. Etappe 2 bringt die meisten Höhenmeter mit sich und den weitesten Ausblick vom Großen Inselsberg (916 m), kurz vor der Grenzwiese, die einst gothaisches von hessischem Gebiet abteilte. Verschiedenste Herrschaftszonen trennte der Kamm schon, woran viele Wegmarken erinnern. Teils Bayern tangierend gilt er auch als sprachliche Grenze zwischen dem thüringisch-obersächsischen und fränkischen Sprachraum. Nicht selten prägt Fachwerk die Städtchen am Wegesr