Das (Fahr-)Rad neu erfunden

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Wir hatten nicht nur die Gelegenheit, das E-Bike aus dem 3D-Drucker Probe zu fahren, sondern auch uns ausführlich mit Mitbegründer Sebastian Meinecke über das Projekt Urwahn zu unterhalten.

TEXT: SVEN T. MÖLLER

Der optionale Range-Extender im Flaschenhalter erweitert die Reichweite von bis zu 100 Kilometer um weitere 60.
Foto: Sven T. Möller

Auch wenn Sebastian die Leidenschaft fürs Fahrrad nicht direkt in die Wiege gelegt bekam, lassen sich Grundzüge des Projekts bereits während seines Studiums erkennen. Der Studiengang „Sport und Technik“ vereint Sportwissenschaft mit Ingenieurwesen, seine Bachelorarbeit schreibt er bei der Berliner Edel-Fahrradschmiede Schindelhauer. Als Zuverdienst werden Fahrräder für Freunde und Bekannte zusammengeschraubt. Als dann im Masterstudium der 3D-Druck hinzukommt, kommt Sebastian auf die Idee, beide Leidenschaften zu verbinden: „Wie kann man das Fahrrad vielleicht nicht neu erfinden, aber weiter denken, weiter entwickeln?“ Vier Faktoren sind ihm dabei besonders wichtig: effizientes Design, Funktionalität, Technologie und Nachhaltigkeit.

Das Ergebnis einer langen Recherche und viel Tüftelei ist der sogenannte „Fairframe“ mit dem unverkennbaren Knick. „Mir war es wichtig, den Rahmen – was ja immer das Grundskelett, das Kernelement ist – so zu designen, dass wir da maximal an Funktionen reinbekommen, ohne das Design zu kannibalisieren.“ Und so hat der Knick tatsächlich nicht nur rein ästhetische Gründe. Er erhöht den Fahrkomfort, weil der Rahmen durch die disruptierte Diamantform eine höhere Elastizität bekommt. „Softride“ nennt sich das bei Urwahn.

Zwar wäre die Form des Rahmens ohne Weiteres mit ultraleichtem Carbon oder Aluminium realisierbar. Beide Materialien sind aber zu spröde, zu wenig elastisch, um die fahrenden Gewichtskräfte abzufedern. Diese Eigenschaft hat nur Stahl. Und hier kommt der 3D-Druck ins Spiel. Durch neue, vor Urwahn vorangetriebene Verfahren, ist es möglich, das Material sehr viel exakter einzusetzen. Das heißt, was Stahl an Mehrgewicht mitbringt, wird durch variable Wandstärken wettgemacht. Doch der Rahmen wird nicht im Ganzen gedruckt, vielmehr entstehen sieben elementare Bauteile in einem Verfahren namens „Laser Powder Bed Fusion“. Hierbei verschmilzt ein Laser Schichten aus verdüstem, sprich pulverförmigem Arbeitsstahl millimetergenau. „Ein Rohr ist ein Rohr. Das ist vom Designanspruch nicht so groß, dass wir das in den 3D-Druck bringen müssten, weil da wäre es viel zu teuer. Also da hat

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