„Unsere Even öffnet die Tür zum Herzen“

4 min lesen

Report

Das Pony von Katharina und Achim ist im Hospiz der Star

Die sanftmütige Stute bringt Freude und Hoffnung zu sterbenden Menschen

Seit zwei Jahren zeigt das Paar, welche Wunder die tierische Therapeutin bewirken kann

Even geht ihren Besitzern gerade mal bis zur Hüfte. Die neunjährige Stute ist klein, aber unterschätzen darf man sie nicht! Das zeigt schon ihr Name: Even bedeutet „kleine tapfere Kriegerin“.

Seit 2021 ist sie ein Therapie- und Hospiz-Pony und besucht mit dem Offenburger Allgemeinmediziner und Palliativspezialist Dr. Achim Wacker und Katharina Schell, die pferdegestütztes Coaching und Reittherapie anbietet, Menschen, deren Leben bald zu Ende geht. Eine Idee, die dem Paar im Oktober 2019 kam. Damals lernte Katharina Achim kennen. „Wir sprachen über seine Hospizarbeit und erkannten schnell, dass, wenn wir unsere Leidenschaften verbinden könn- ten, etwas Großartiges entstehen wird“, erzählt Katharina. Im Jahr 2020 gingen sie auf die Suche nach einem Therapiepferd – und fanden nahe Straßburg das französische Gebirgspony.

„Even ist neugierig, nicht ängstlich und extrem gelassen. Sie hatte schon bald großes Vertrauen zu uns. Wir begannen sofort, mit ihr bei einer Trainerin zu arbeiten“, erinnert sich Achim. Es ging darum, Evens Gelassenheit vor allem in herausfordernden Situationen zu festigen.

Das erste Mal im Hospiz war sie im Frühjahr 2022. Achim und Katharina erzählen, wie Even dort ihre besondere Gabe zeigt: Durch ihre bloße Anwesenheit werden bei vielen Patienten Gefühle wie Angst und Sorge, Trauer und Schmerz, Hoffnungsund Hilflosigkeit erträglich und leichter.

Denn Pferde, so zeigen es Erfahrungswerte, können bei Menschen Emotionen wecken und dabei helfen, diese zu verstehen und mit ihnen in heilsamer Weise umzugehen. Wer einem Pferd oder Pony nah ist, fühlt sich getragen – auch ohne es zu reiten. Even, so sind Patienten überzeugt, blickt einem direkt ins Herz. Eine berührende Erfahrung, die viele von ihnen dazu anregt, zu kommunizieren – auch ohne Worte. Wie das gelingt, zeigen Evens monatliche Besuche im Hospiz „Maria Frieden“ des Offenburger Vinzentiushauses.

Evens Wärme, ihr weiches Fell und ihre Sanftheit berühren die Hospizbewohner
Fotos: privat (4), Shutterstock/anakondasp
Das Herzensprojekt kann mit Spenden auf folgendes Konto unterstützt werden: Hospizpony Even, IBAN: DE 84 5001 0517 5438 3970 94 (IngDiba). Even im Web: even-du-moulin.de

Die Zimmer der Bewohner dort liegen im Erdgeschoss und sind über eine Schiebetür für Even leicht zu erreichen. Die Stute tritt ohne Scheu an die Person im Bett heran, nimmt ihre Gesten und Blicke, die Körpersprache und den Geruch wahr. Und ihre Emotionen.

Ein besonderer Patient kommt Achim in den Sinn: Ein Mann Ende 70, der früher Landwirt war. „Er lehnte Kontakte ab, redete nicht

Dieser Artikel ist erschienen in...