Leben mit Autismus

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Am 2. April ist Welt-Autismus Tag

Von außen ist das kleine Häuschen mit Garten unscheinbar, so wie alle anderen im Schwarzwald-Dorf. Sobald Julia die Tür öffnet, ist man in einem Pflanzenparadies. Wohin das Auge reicht, ist es grün und gemütlich. „Ich bin eine Hobby-Botanikerin und das Schönste daran ist, dass ich das mit meinen Söhnen zusammen machen kann“, sagt sie lachend.

Lesen & schreien Julia Zeller ist alleinerziehende Mutter zweier autistischer Söhne. Ihre Jungs sind sieben und dreieinhalb Jahre. David, der Ältere, ist schon als Baby unruhig, schläft kaum, isst nicht,

hat kein Schmerzempfinden. Wenn ihn Momente überfordern, rennt er schreiend weg – egal wo und wann. Julia erinnert sich, wie er mit zwei Jahren anfing zu lesen. Aber nicht „Die kleine Raupe Nimmersatt“, sondern Julias Romane. „Da stand er mit drei Jahren in der Windel vor mir und hat mir aus einem Buch vorgelesen. Das war unglaublich.“ In diesem Moment war ihr klar, dass ihr Kind anders ist.

Nicht immer ist das einfach: David überforderte alles, was fremd ist, der Kindergarten, die vielen Kinder. „Das verwächst sich schon“, hieß es beim Arzt. Julia informierte sich selbst, ging mit David zur Musik- und Ergotherapie, zur Reitstunde oder in den ruhigen Wald. Kurz nach seinem fünften Geburtstag die Diagnose: Autismus-Spektrum-Störung. Es folgten Arzttermine, Therapieversuche, Telefonate für die Schulbegleitung, mit Behörden. „Es gab so viele Hürden zu überwinden.“ Aber Julia blieb zuversichtlich, kämpfte und es zahlte sich aus. Heute verbringt David den Vormittag mit einer Begleitung in der Schule. Er fühlt sich pudelwohl und entwickelt sich prächtig. Davon hatte Julia immer geträumt. „So geht Inklusion!“

Mama von Olli (r.) und David zu sein, ist für Julia das größte Geschenk
Fotos: Emma Leiber, privat (3)

Julias zweiter Sohn Olli bekam die Autismus-Diagnose bereits als Kleinkind. Er ist ganz anders als David, vor allem kuschelig und anhänglich – trotzdem sind die beiden ein Herz und eine Seele. Mittlerweile kann Julia gut mit der Überforderung oder Anhänglichkeit umgehen und sie weiß, „meine Söhne sind ganz wunderbar, so wie sie sind“.

Große Träume Julia ist 24 Stunden am Tag für ihre Kinder da. Wenn doch abends mal eine Stunde frei wird, powert sich die studierte Linguistin an der Poledance-Stange aus. Der Sport lässt sie Ängste und Sorgen vergessen, bringt sie wieder in Balance. So hat Julia den Kopf frei, um große Träume zu schmieden. Sie möchte ihren Söhnen auf einer Weltreise zeigen, wie schön die Natur, andere Kulturen und sogar das Fremde sein können – wenn man es mit seinen Liebsten zusammen erlebt.

Ich bin beeindruckt von Julias herzlicher, positiver Aura und davon, wie sie ihren Alltag stemmt. Ich freue mich auf den nächste

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