„Lämmchen hat mein Leben verändert“

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Anne pflegt eine ungewöhnliche Freundschaft

Das kleine Schaf hat der 43-Jährigen geholfen, gesund zu werden, und ihr viel über das Leben beigebracht. Doch dann wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt

Einen Tag auf dem Deich in Gesellschaft von „ihrem“ Schaf ist für Anne Seelenglück pur
Hinfallen, aufstehen, weitergrasen: Wie ein kleines Schaf ihr ganz große Dinge über das Leben beibrachte, schildert Anne Hansen in „Und dann kam Lämmchen“ (13 €, Penguin-Books)

Ein Leben ohne Schaf? Das kann sich Anne Hansen nicht vorstellen, seit sie im Frühjahr 2020 „ihr“ Lämmchen kennengelernt hat. „Ich war eine Großstadtpflanze. Wir lebten mitten in Berlin“, erzählt die sympathische 43-Jährige. „Heftige Kopfschmerzen warfen mich quasi über Nacht aus der Bahn.“ Anne hat ein Liquorunterdrucksyndrom, verursacht durch einen plötzlichen Verlust von Hirnflüssigkeit.

Sie kann monatelang nur liegen. Sobald sie aufsteht, wird ihr übel. „Selbst kurze Spaziergänge waren zu viel. Dann der Großstadtlärm…“ Der Hausarzt überweist sie ins Krankenhaus, in dem ein junger Mediziner sie falsch behandelt. Ihre Symptome verschlimmern sich.Weitere falsche Behandlungen folgen. Erst nach drei Monaten treten leichte Besserungen ein. Die Journalistin und ihr Mann Axel treffen eine Entscheidung. „Wir haben überlegt, wie ich wieder auf die Beine komme. Dazu fielen uns Wind, Wasser und Natur ein.Also sind wir hoch in meine Heimat Husum in Nordfriesland gezogen.“

Anne ist schwach. Sie hat kaum noch Muskeln. Das Aufstehen fällt ihr schwer. Doch ihr Mann motiviert sie jeden Tag zum Spaziergang – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. „Einmal sind wir weiter als sonst gegangen. Da haben wir ein Lamm getroffen, das irgendwie anders war“, erinnert sie sich an ihre erste Begegnung mit dem ca. 14 Tage alten Schaf, das sie später Lämmchen tauft. „Es kam auf uns zugestakst, beschnupperte uns neugierig, anstatt wegzulaufen. Andere Tiere liefen dazu, wollten gekrault werden. Das war das schönste Erlebnis seit langer, langer Zeit.“ Anne hat nun jeden Tag einen Grund, aufzustehen: den Besuch bei ihrem Schaf Lämmchen und seiner Herde.

Das Tier beruhigt sie. Auf dem Deich lässt sich die Husumerin von der Gelassenheit der Schafe anstecken, vergisst ihre Sorgen und spürt eine tiefe Zufriedenheit. „Kaum war ich da, kam Lämmchen angelaufen, schlief sogar auf meinem Schoß ein“, erinnert sie sich. Die Zuneigung der Herde, ohne dass sie etwas dafür tun muss, gibt Anne Kraft. Beim Kuscheln mit den wolligen Vierbeinern fühlt sie sich geborgen und angenommen.

In ihrer alten Heimat Husum konnte Anne heilen – auch dank ihres Schafs namens Lämmchen

„Doch ich wusste ja, was im Herbst mit Lämmchen und seinen Freunden droht

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