„Das Frauenhaus hat mein Leben gerettet“

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Sie wurde eingesperrt, geschlagen und vergewaltigt

Jede Stunde werden 14 Frauen Opfer von Gewalt in ihren eigenen vier Wänden. Zeynep S.* (40) war eine von ihnen, bis sie mithilfe des Vereins Horizont e. V. einen Weg herausfand – für sich und ihre vier Kinder

Ein Leben ohne Drohungen und Schläge – davon träumen viele Frauen und Kinder

Es fällt ihr nicht leicht, zu sprechen. Aber Zeynep S. weiß, wie wichtig es ist, dass sie ihr Schweigen bricht. „Nach der Hochzeit 20 07 verlangte er, dass ich die Ausbildung zur Hotelfachfrau abbreche“, erinnert sie sich an die Anfänge ihrer Ehe, die zu einem langen Leidensweg werden sollte. „Wie ich stammt er aus dem Kosovo, aber das Leben hier war ihm fremd. Das verunsicherte ihn“, sagt die 40-Jährige, die seit sie neun war in Deutschland lebt.

Sie war voller Hoffnung Wegen ihrer Kinder ertrug sie die Demütigungen, die Gewalt. Lange Zeit hoffte sie, dass alles irgendwann besser werden würde. Die Realität war anders. „Ich durfte die Große zum Kindergarten bringen, weiter nicht. Gab ich Widerworte, schlug er mich.“

Wenn sie von dieser schlimmen Zeit erzählt, wird ihre Stimme brüchig und man ahnt die tiefen seelischen Verletzungen, die sie erlitt. „Er manipulierte alle, auch meine Fa- milie, kontrollierte unser Telefon. Ein Handy durfte ich nicht haben.“ Eines Tages schlug er seine Frau vor den Augen der kleinen Kinder krankenhausreif. „Das tat mehr weh, als die Hämatome und meine gebrochenen Knochen.“

Endlich in Sicherheit, doch wie geht es weiter? Darum ist Beratung wie hier beim Verein Horizont ein wichtiger Baustein in Frauenhäusern
Weiterbildungsangebote helfen auf eigenen Beinen zu stehen, finanziell unabhängig zu werden
* Name von der Redaktion geändert; Fotos: Frauenhauskoordinierung e.V./Christina Kurby, Horizont e.V. (2), iStock/greenaperture

Nur noch weg Für sie kam nur noch die Trennung infrage. Ihre Familie stand zu ihr. „Doch er weigerte sich, drohte, er würde einen meiner Brüder töten oder meine Verwandten im Kosovo umbringen lassen.“

Das glaubte ihm Zeynep sofort. „Er war ja kriminell und hatte Zugang zu Waffen. Er kontrollierte alles, darum konnte ich nicht einfach ausziehen.“ Sie litt Todesängste. „Wer weiß, was er uns angetan hätte, wenn er was mitbekommen hätte. Einmal ging ich zur Polizei. Die schickten mich aber weg. Es sei kein Platz im Frauenhaus frei.“

Eine fatale Antwort Dazu sagt Sibylle Schreiber, Geschäftsführerin der Organisation Frauenhauskoordinierung, einer Plattform für Mitarbeitende in Frauenhäusern und Beratungsstellen: „Für solche Situationen wünschen wir uns bessere Schulungen der Polizei.“ Als mögliche Anlaufstellen nennt sie das Hilfetelefon (siehe rechts) und

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