Wie fühlt es sich an... …wenn der Mann in der Midlife-Crisis steckt?

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Anonymes Geständnis

Andrea* (45) über ihren „unbekannten“ Partner, der sich plötzlich stark verändert. Für sie ist das aber eher peinlich als erfrischend

Seit ein paar Monaten ist Markus wie ausgewechselt. Kurz nach seinem 53. Geburtstag fing er an, sein Äußeres komplett zu verändern. Er hat in den fünfzehn Jahren, die wir jetzt zusammen sind, immer einen Bart getragen. Einen gepflegten Vollbart, der ihm wirklich gut stand. Eines morgens kam er aus dem Bad – ohne Bart. Ich starrte ihn nur an und fragte „Was hast du denn gemacht?“ Er lachte und sagte „Der Bart ist ab. Daran musst du dich jetzt gewöhnen.“

Beim Bart ist es nicht geblieben. Plötzlich kaufte er sich knallgelbe Turnschuhe und kombinierte sie mit seinen Anzügen. Ich fand das ziemlich daneben, unser achtjähriger Sohn dagegen war hellauf begeistert. „Papa, ziehst du die jetzt immer an?“ Dann tauchte er mit einer neuen Frisur auf. Markus hat dichtes, lockiges, braunes Haar mit silbernen Streifen. Als er vom Friseur kam, waren die Haare dunkelbraun nachgefärbt, und er trug alles gegelt nach hinten. Irgendwie erinnerte er mich an Antonio Banderas. Nicht, dass er wirklich so aussah, aber er versuchte, so auszusehen. Mir war das alles nur noch peinlich.

Eines Abends kam Markus mal wieder spät aus der Firma. Er arbeitet als Abteilungsleiter bei einem großen Autohändler. Ich wusste, dass es in letzter Zeit viel Stress bei ihm gegeben hat. Sein Stellvertreter ist zwanzig Jahre jünger und sägt ordentlich an Markus' Stuhl. All das belastete meinen Mann. Als er an diesem Abend nach Hause kam, sprach ich ihn direkt auf seinen Stellvertreter an. Und fragte, ob dieser Mann vielleicht ein Grund sei, warum er sein Äußeres so extrem verändere. Markus war sofort auf 180. Es sei unglaublich, wie einfältig und naiv ich sei. Er würde sich den ganzen Tag den Hintern aufreißen, um die Familie zu ernähren. Und ich säße dickfellig zu Hause rum und räumte unserem achtjährigen Sohn die Sachen hinterher. Ich erkannte ihn in seiner Wut überhaupt nicht wieder. Es verletzte mich, von ihm als nutzlose, faule Hausfrau beschimpft zu werden. Schließlich arbeite ich auch drei Vormittage in der Woche bei einem Rechtsanwalt. Damit verdiene ich zwar nicht unseren Lebensunterhalt, aber immerhin 520 Euro dazu.

Ein Wort gab das andere an diesem Abend. Zum Schluss schrie ich ihn heulend an, wie lächerlich er aussähe mit seinen gelben Turnschuhen und den gefärbten Haaren. Er sei 53 und das würde auch jeder sehen. Er brüllte zurück, ich solle mich mal selber anschauen. Was aus mir geworden sei. Damals habe er eine attraktive Frau geheiratet, und heute hätte er ein Hausmütterchen im Bett. Ich warf die Fernbedienung vor seine Füße und rannte heulend ins Schlafzimmer. Noch