„Ein gutes Netzwerk ist unerlässlich“

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Laura Report

Andrea Krull (57) aus Neumünster erkrankte an Eierstockkrebs – und stellte schnell fest: Es braucht mehr Bewusstsein und Austausch

Andrea Krull hat sich auch nach ihrer Genesung dem Thema Eierstockkrebs verschrieben

EDie Ärzte gaben Andrea Krull sechs Monate. Eierstockkrebs mit Metastasen an mehreren Organen lautete ihre Diagnose. Für Mediziner ist die 57-Jährige ein Wunder. Denn die Diagnose liegt inzwischen über zehn Jahre zurück, Andrea lebt – und wie. Nach ihrer Erkrankung gründete Andrea eine Selbsthilfegruppe, einen Chor und schließlich den Verein „Eierstockkrebs Deutschland e.V.“, der vor 2021 in „Gynäkologischer Krebs Deutschland e.V.“ umbenannt wurde und verschiedene Krebsarten im Unterleib abdeckt. Andrea ist die erste Vorsitzende. Für ihr Engagement wurde sie 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Erkrankte haben keine Lobby

In Deutschland erkranken jedes Jahr 26.000 Frauen an Unterleibskrebs, 8000 davon an Eierstockkrebs. Das sind vergleichsweise wenig, es fehlt an einer Lobby. Und dabei ist die Erkrankung so gefährlich, die Symptome sind unspezifisch – Zunahme des Bauchumfangs, Rückenschmerzen, Kraftlosigkeit, eine gestörte Verdauung, Schmerzen beim Sex –, und fast die Hälfte der erkrankten Frauen stirbt in den ersten fünf Jahren. Im Gespräch mit Laura erzählt Andrea vom Verein und ihrer ganz persönlichen Motivation.

Laura: Sie haben 2013 Ihre Diagnose Eierstockkrebs bekommen. Wie sind Sie damals damit umgegangen?

Die Diagnose zu hören war ganz schrecklich. Ich bin ins Schweigen gefallen, war wie gelähmt. Als ich meine Stimme wiedergefunden hatte, bat ich meinen Gynäkologen um Kontakte von anderen Betroffenen – ich wollte mich gern austauschen. Das war wegen des Datenschutzes gar nicht so einfach, aber immerhin einen Kontakt konnte er herstellen, nämlich zu Anne. Wir waren beide der Meinung, dass es mehr Austausch, dass es eine Selbsthilfegruppe braucht. In Schleswig-Holstein gab es damals keine einzige. Wir haben kurzerhand eine Selbsthilfegruppe in Kiel gegründet. Inzwischen gibt es bundesweit 21 Selbsthilfegruppen. 2016 folgte dann die Vereinsgründung.

Und in der Zwischenzeit haben Sie noch einen Chor ins Leben gerufen, oder?

Genau. Ich habe in meiner Heimatstadt Neumünster einen Chor für Krebskranke gegründet, inspiriert von einer Doku von Anke Engelke, die das Glück suchte. Die positiven Aspekte sind auch längst wissenschaftlich belegt. Singen ist gut für den Kreislauf, stärkt unsere Abwehrkräfte, gibt unseren Gefühlen und Emotionen Raum. Und wer im Chor singt, verspürt ein Gemeinschaftsgefühl, die regelmäßigen Termine geben Struktur. Wir singen auch nach zehn Jahren noch jeden Donnerstagabend zusammen in Neumünster.

Was leistet der Verein?

Unser Ziel ist die Vernetzung von Patientinnen, Angehörigen, Ärzten,