HEIMATGLÜCK

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Im Hunsrück serviert Harald Rüssel, was Wald und Flur zu bieten haben. Der ausgezeichnete Sternekoch hat sich einer nachhaltigen Küche verschrieben, die der Region geschmackvoll huldigt

Wald & Wild

Hasenpfeffer mit Kraut und Rüben SEITE 51
Fotos: © DK Verlag/neon*fotografie Anna Schneider (3)

Waidmannsheil in der Kochjacke

HERZENSSACHEDas Kochen ist Harald Rüssels Leidenschaft. Im Fokus steht, was die Region ihm bietet

Harald Rüssel entstammt einer Gastronomenfamilie und bekam seinen Sinn für guten Geschmack quasi in die Wiege gelegt. Seine Lehrjahre führten ihn in unterschiedliche Sterneküchen in Deutschland und Frankreich und lehrten ihn den Stil der französisch-mediterranen Küche, der lange Zeit auch die Haute Cuisine in Deutschland prägte. Nach seinen Wanderjahren wuchs der Wunsch nach Beständigkeit und einem eigenen Betrieb. In Naurath/Wald im Hunsrück fanden er und seine Frau Ruth, wonach sie suchten. Als sie die Robertmühle betraten, waren sie Feuer und Flamme: Dies war der Ort, an dem sie ihre persönliche Vision von Gastfreundschaft umsetzen wollten.

Mit Unterstützung ihres engagierten Teams gelang es dem Paar, „Rüssels Landhaus“ zu einer festen Institution in der Gastronomie werden zu lassen. Schon im Eröffnungsjahr schrieben „Gault Millau“ und „Der Feinschmecker“ lobende Worte über das neue Refugium für Genießer. Schnell merkte Harald Rüssel, dem neben der Qualität der verwendeten Zutaten in der Küche auch Aspekte der Regionalität und Nachhaltigkeit am Herzen liegen, dass die französisch-mediterrane Küche nicht ortsgerecht ist. Statt Zypressen wachsen schießlich Tannen im Hunsrück. Aus dieser schönen Region zu schöpfen, ist seine Leidenschaft. Beim Fleisch ist Harald Rüssel überdies besonders am Tierwohl gelegen. Das hat ihn zu einer tiefen Verbindung mit der Jagd geführt. Für ihn ist der Verzehr von Wild eine Form des Fleischgenusses, die Mensch und Tier gerecht werden kann. Da sich die Tiere an dem laben, was Mutter Natur zu bieten hat, ist jedes Stück ein geschmackliches Unikat, dessen pure, würzige Note er zu schätzen weiß. Anders als bei der Stallhaltung wird den Tieren bei der Jagd mit Demut und Respekt begegnet, findet Harald Rüssel. Die vollständige Verwertung aller Teile der gejagten Tiere ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. So war es nur logische Konsequenz, sich selbst zum Jäger ausbilden zu lassen und die Verbindung zwischen Küche und regionaler Nahrungskette noch enger zu verwurzeln. Über Harald Rüssels mehrfach ausgezeichneter Küche funkelt ein Stern, der die Heimat auf der Zunge zergehen lässt.

Sülze vom Wildschwein SEITE 5

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