Ein Kürzel von Weltrang

4 min lesen

WEINGUT F. X. PICHLER

„F. X.“ – diese beiden Buchstaben lassen Weinfans aufhorchen: Pichler ist eine österreichische Weinlegende mit globaler Strahlkraft. In siebter Generation wird der Wachauer Betrieb in die Zukunft geführt

Lucas und Johanna Pichler führen seit 2019 die Geschicke des Guts, er im Keller und sie im Marketing und Vertrieb
FOTO: WEINGUT F. X. PICHLER

Vor vier Jahren erlebte die österreichische Weinszene einen Paukenschlag. Im Oktober 2020 gab die Vereinigung Vinea Wachau bekannt, dass das Weingut F. X. Pichler aus der Gruppe ausgetreten ist. Die Vinea, wie sie schlicht genannt wird, ist eine der renommiertesten Gebietszusammenschlüsse des Landes. Ihr Qualitätssystem von Steinfeder, Federspiel und Smaragd ist etabliert und auf zahlreichen Etiketten zu finden. Dass ausgerechnet das Weingut Pichler hier nicht mehr dabei sein wollte, sorgte in der Branche für Aufsehen.

Schließlich ist F. X. Pichler nicht irgendein Weingut, sondern eine Legende der Weinwelt. Es zählt zu den berühmtesten Betrieben des Landes – und der ganzen Welt. „F. X. Pichler ist das Château Latour, Domaine de la Romanée-Conti, Zind-Humbrecht, Sandrone und Helen Turley der Wachau“, schrieb etwa Robert Parker, Herausgeber des einflussreichen Wine Advocate. Seit sieben Generationen steht der Name Pichler für die besten Weine der Region. Heute leitet Lucas Pichler den Betrieb. Er war es auch, der vor vier Jahren die Entscheidung gegen die Vinea Wachau traf: „Das System der Vinea zielt allein auf Mostgewichte. Das passte nicht mehr zu uns. Aus meiner Sicht drückt sich die Weinqualität in Herkunft aus“, sagt der 51-jährige Winzer. Er setzt auf das sogenannte romanische System, das in Österreich DAC-System genannt wird: Hier stehen Einzellagen ganz oben in der Qualitätsskala, die Weine werden in Gebiets-, Orts- und an der Spitze Riedenweine aus Bestlagen eingeteilt. In Deutschland wurde das System insbesondere vom Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) etabliert. „Wir wollten keine zwei unterschiedlichen Vermarktungssysteme, das Herkunftssystem ist aus unserer Sicht das zeitgemäßere“, sagt er.

Zur Jahrtausendwende übernahm Lucas Pichler den Keller, 2019 das Weingut. Es waren keine kleinen Fußstapfen, in die er trat. Das Kürzel F. X. ist ikonisch und bis heute Teil des Weingutnamens: die Initialen seines Vaters Franz Xaver, 2012 mit dem Feinschmecker-Wine-Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er hat das Gut mit kompromissloser Ausrichtung aufs höchste Niveau zu dem Ansehen gebracht, das es heute genießt. Und dieses Streben liegt klar in der Familie. Schon sein Vater war ein Qualitätsfanatiker: Er vermehrte seine Reben nicht durch Klonen, sondern gezielt, indem er die Erfahrungen

Dieser Artikel ist erschienen in...