Der Zufall spielt mit

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INTERVIEW

Johann Lafer im Gespräch mit HSV-Cheftrainer Steffen Baumgart über Träume, die auf Umwegen wahr werden, und Milchreis-Rankings

Ob in München in den 1980er-Jahren, als er Patissier in Witzigmanns Küchenbrigade und Torwart beim „FC Aubergine“ war – oder als er im Team des ZDF-Sportstudios von Dieter Kürten mitgebolzt hat: Johann Lafer ist seit seiner Kindheit leidenschaftlicher Fußballfan und -spieler. Neu-HSV-Trainer Steffen Baumgart stand ganz oben auf der Interview-Wunschliste für seinen Podcast „Lafer & Friends“. Der gebürtige Rostocker begann seine Spielerkarriere beim SG Dynamo Rostock-Mitte. Nach der Wende machte er zunächst zwei Ausbildungen, bis schließlich 1994 seine Profikarriere Fahrt aufnahm: Allein als Mittelfeldspieler bei Hansa Rostock schoss Baumgart in 225 Bundesligaspielen 29 Tore. Nach Stationen beim FC Union Berlin und bei Energie Cottbus wechselte er 2009 ins Trainerfach, zuletzt beim FC Köln. Seit Februar 2024 haben der 52-Jährige und die Mannschaft des HSV die Erste Bundesliga fest im Blick.

JOHANN LAFER: Lieber Steffen, ich bin wirklich glücklich, dass wir heute an einem spielfreien Sonntag entspannt zusammensitzen. Ich bin ein Riesenfan. Du stammst aus einer sportlichen Familie, richtig?

STEFFEN BAUMGART: Sehr sportlich. Mein Vater hat sechs oder sieben verschiedene Sportarten gemacht, war auch Trainer. Und mein Opa war über 40 Jahre Handballtrainer.

Du bist spät zum Profifußball gekommen, obwohl du schon früh in der DDR-Liga gespielt hast.

Ich bin damals mit 17 in die zweite DDR-Liga gekommen, als relativ junger Spieler habe ich im Männerbereich gespielt. Aber dann bricht mit einem Mal ein Land zusammen. Das, was du kennst, wo du aufgewachsen bist, was für dich wichtig war, ist mit einem Mal weg. Von heute auf morgen ist alles weg. Und dann musst du dich entscheiden. Ich habe mich natürlich nicht für Fußball entschieden, sondern für eine Ausbildung und noch eine weitere. Gleichzeitig spielte ich beim SG Dynamo Schwerin und SpVg Aurich. Aber ich wollte immer Profifußballer werden. Das habe ich mir schon in der dritten Klasse vorgenommen. Da gab es die Bundesliga noch gar nicht. Da war es noch die Oberliga.

Ehrlich? Das war schon als Kind der Traum?

Ja. Ich hatte eine Chemielehrerin, die sagte, als sie mal sauer war: „Was soll aus dir mal werden?“ Ich sagte: „Ich werde so oder so Fußballer.“ Und darauf sagte sie „Wenn du Fußballer wirst, lerne ich die Fußballregeln.“ Als ich in Rostock später wirklich bei Hansa war, kam eine Schulklasse zu mir und fragte: „Kennen Sie die Frau Götsch?“ – „Ja, die Frau Götsch kenne ich. Warum?“ – „Die hat gesagt, sie muss jetzt die Fußballregeln lernen.“ Ich wollte immer im Sport bleiben und ich wollte immer Trainer werden, sogar eher Trainer als Spieler.

Ab 1994 warst du dann endlich bei den Profis, Mittelf

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