SOS-Brandherd im Mund

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Gefahr für Zähne, Herz und Gehirn

DIE KRANK-HEIT Parodontitis

Sie ist die häufigste Entzündung, die der Körper kennt. Brandgefährlich für die Gesundheit. Dazu die am seltensten behandelte Volkskrankheit. Parodontitis ist gut für so allerlei Minus-Rekorde. Ihr größter Plus-Punkt: Gezielte Ernährung bremst sie aus

Fotos: Adobe Stock / freshiddea / piyaset

1.Bucheckern, Giersch, Brennnesseln, Wald- Himbeeren und Pilze sammeln. Saiblinge, Barben oder Äschen fischen… Vier Wochen lang lebten zehn Frauen und Männer für eine T V-Dokumentation wie in der Steinzeit. Zähneputzen, Mundhygiene waren tabu. Die Riesen-Ü berraschung: Ihr Zahnfleisch war nach dem Experiment gesünder als vorher. Zahnmediziner der Universität Freiburg checkten dieses Zahnfleisch-Mirakel in einer aufsehenerregenden Studie. Ergebnis: Ernähren sich Menschen wie vor ca. 5.000 Jahre mit komplexen Kohlenhydraten aus Gemüse, Obst, hochwertigen Fetten aus Nüssen, Samen, Fisch und nur wenig Fleisch, gehen Zahnfleisch-Entzündungen nach einem Monat um fast 50 Prozent zurück. Als wahre Entzündungstreiber dagegen identifizierten die Parodontitis-Forscher eine typisch westliche Ernährung mit viel Zucker, Weißmehlprodukten, Softdrinks, Wurst, reichlich Fleisch.

AKRIBISCHE ZAHNHYGIENE BEUGT EFFEKTIV VOR

Diese Erkenntnisse lösten als Initialzündung ein Umdenken in der Zahnmedizin aus. Heute gilt laut Studie der Université Claude Bernard Lyon eine gezielte Ernährung als entscheidender Baustein für die Prävention und begleitende Therapie von Parodontitis. Also einer Entzündung des Zahnhalte-Apparats. Unter dieser „stillen“ Volkskrankheit leiden in Deutschland nahezu 35 Millionen Menschen ab dem 35. Lebensjahr. Etwa zehn Millionen Frauen und Männer haben eine schwere Parodontitis, so die Bundeszahnärztekammer. Anfangs verursacht sie kaum Beschwerden, wird jahrelang verkannt. Sogar spürbare Symptome wie Zahnfleischbluten, Rötung oder Schwellung des Zahnfleischs, Mundgeruch, lockere Zähne werden oft falsch gedeutet. Meist gehen die Patienten erst dann zum Zahnarzt, wenn ihr Zahnfleisch zurückgeht. Oder sie sensibel auf Heißes und Kaltes reagieren, weil die Zahnhälse bereits freiliegen. Parodontitis beginnt meist mit einer Entzündung des Zahnfleischs (med. Gingivitis), die durch Bakterien verursacht wird. Diese kann noch durch eine gründliche Zahnhygiene zuhause gestoppt werden. Etwa durch eine konsequente Reinigung der Zahn-Zwischenräume mit Zahnseide, Interdental–Bürsten, zweimal täglich Zähneputzen. Plus einer professionellen Zahnreinigung. Geschieht das nicht, dringt die Entzündung immer tiefer ein, zerstört Kieferknochen, Zahnhaltefasern. Bis die Zähne ausfallen.

DIE ZAHNMEDIZIN SETZT JETZT AUF ERNÄHRUNG

Gleichzeitig werden die entzündeten Zahnfleischtaschen zum gefährlichen Sammelbecken für Bakterien. Bei besonders tiefen Taschen ist daher e

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