INSIDE ETRO

4 min lesen

Wie ticken die kreativen Köpfe hinter einer begehrten Modemarke, was treibt sie an? Ein Einblick in die Welt des Designers Marco De Vincenzo

Designer Marco De Vincenzo ist seit Juni 2022 Creative Director bei Etro

AUCH DESIGNER*INNEN VON HEUTE klagen, aufgrund der gestiegenen Zahl an Kollektionen, über mehr als genug Arbeit. Nicht so der vor Kreativität nur so übersprudelnde Marco De Vincenzo. Als er im Juni 2022 die komplette Verantwortung für die Damen-, Herren- und auch die Home-Kollektionen beim italienischen Luxuslabel Etro übernahm, wäre es verständlich gewesen, das in seinem Fall eigene gleichnamige Modelabel und seine Stelle als „Head of Leather Goods“ bei Fendi aufzugeben – oder zumindest eine der beiden Positionen. Doch weit gefehlt, bis heute bringt der sympathische Italiener alle drei Jobs unter einen Hut. Und obwohl er alle Hände voll zu tun hat, nimmt er sich bewusst Zeit: Seine Arbeitstage beginnen – egal in welchem der drei Offices – erst mal gemütlich mit einem Kaffee und einem Plausch mit den Mitarbeitenden. „Ja, normalerweise erzählt jede*r im Team morgens erst mal etwas Persönliches und danach machen wir da weiter, wo wir am Vorabend aufgehört haben“, gibt er uns im Interview einen Einblick in seinen Start in den Tag. Was bei einem solchimmensen Workload besonders wichtig ist? Für Marco De Vincenzo ist es vor allem das Team um ihn herum, das dazu beiträgt, ob er sich wohlfühlt: „Es hängt nicht von einem bestimmten Ort oder Ritual ab, ob ich gut arbeiten kann, sondern vielmehr von der Atmosphäre um mich herum. Das liegt wahrscheinlich zum Teil daran, dass ich seit vielen Jahren an mehreren Projekten parallel arbeite und ich schon immer viele Büros gleichzeitig hatte. Ich glaube, dass es nicht die Umgebung ist, sondern die Stimmung, die uns prägt und jeden Tag anders macht“, sagt der gebürtige Sizilianer, der mit 18 seine Heimatstadt Messina verließ, um in Rom Modedesign am Istituto Europeo di Design zu studieren, und mit 21 bereits direkt bei Fendi in der Lederwarenabteilung anheuerte. Obwohl er eigentlich Kleidung statt Taschen designen wollte, sagte er zu einem großen Namen wie Fendi natürlich nicht nein und ist bis heute dortgeblieben. Obendrein gründete er mit 30 Jahren – 2009 war das – sein eigenes Label. Ob ihm bei so vielen Jobs gleichzeitig nicht mal die Inspirationen ausgehen, wollen wir von ihm wissen? „Oh nein, jede Kollektion ist ein unbeschriebenes Blatt. Normalerweise beginne ich mit den Stoffen und Mustern, aber ich weiß vorher nie, ob es Tupfen oder Blumen sein werden. Die Entstehung ist also das Spannende daran.“

1

1 Ashley Graham in einem Print-Ensemble und Fake-Fur-Mantel bei der Mailänder Herbst-/Winter-Show 23/24

2

2 Olivia Wilde in einem Midikleid mit abgesetzten Manschetten und Kragenleiste bei einer Spendengala in West Hollywood

3

3 Tamu McPherson in einem Maxikle

Dieser Artikel ist erschienen in...