RÜCKKEHR des TIGERS

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NATUR

Gute Nachrichten: Die Zahl der majestätischen Großkatzen nimmt wieder zu. Bewirkt hat dieses Wunder ein Umdenken im Artenschutz

MAJESTÄTISCH Mit bis zu 300 Kilogramm sind die Männchen wahre Schwergewichte

Die Nachricht war ein Schock: Vor 20 Jahren mussten indische Behörden zugeben, dass es im Sariska-Tigerreservat keinen Tiger mehr gab. Der König des Dschungels – gewildert von skrupellosen Banden! Das Schutzgebiet im Bundesstaat Rajasthan war nur eines der vielen Schlachtfelder, auf denen Indiens nationales Symboltier zum Opfer organisierter Kriminalität wurde. Schmuggler brachten die Felle vor allem nach Tibet. Fast jedes Körperteil des Tigers war begehrt, da es laut der Traditionellen Chinesischen Medizin angeblich heilende oder aphrodisierende Wirkung hat. Ein Millionengeschäft!

Und heute? Ein ARD-Team ging vor Ort auf Spurensuche (siehe TV-Tipp Seite 16). Das erfreuliche Ergebnis: Im Sariska-Reservat durchstreifen wieder 31 Tiger die ausgedehnten Laubwälder. Auch der WWF zählt die majestätischen Großkatzen in seiner aktuellen Bilanz zu den Gewinnern. Die Zahlen sprechen für sich. Meldete In-dien im Jahr 2006 nur noch 1411 Tiger, sind es nach der letzten offiziellen Zählung wieder 3682. Was hat sich verändert? „Die Bedrohungen sind immer noch dieselben“, erklärt Markus Radday, Asienreferent des WWF. „Aber einige Länder stecken mittlerweile mehr Geld und Aufwand in den Schutz. Es wird etwa in das sogenannte Monitoring investiert.“

WILDEREI Beschlagnahmte Raubkatzenfelle in Indien
HIGHTECH Überwachungskameras im Sariska-Reservat

Wenn Katzen auf Streifzug gehen

Beispiel Sariska: Rund 500 Kamerafallen decken die wichtigsten Routen ab, auf denen Tiger im Schutzgebiet unterwegs sind. Die bis zu 300 Kilo schweren Katzen sind Einzelgänger und bevorzugen bei ihrer Suche nach Beute meist dieselben Wege. „Jedes Tier ist durch seine individuelle Fellzeichnung identifizierbar“, verrät Markus Radday. Ein Streifenmuster – so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck. Dadurch lassen sich Tiger gut zählen und überwachen. Außerdem liefern 17 Kameratürme rund um die Uhr hochauflösende Livebilder. In der Kommandozentrale der Anti-Wilderer-Einheit laufen alle Infos zusammen. Wird ein bestimmter Tiger vermisst, startet sofort eine Suchaktion der zuständigen Ranger. So viel Hightech soll die Wilderer abschrecken.

SCHLÄFRIG Erst in der Dämmerung werden Tiger munter und gehen auf die Jagd
AUF DER LAUER Das Weibchen wartet geduldig auf den Moment zum Angriff

Beim Artenschutz hat sich in Indien ein grundlegender Wandel vollzogen. Das zeigt sich auch am 2007 gegründeten Wildlife Crime Control Bureau (WCCB) in der Hauptstadt Neu-Delhi. Die staat-liche Organisation koordiniert die Maßnahmen in allen indischen Bundesstaaten. Polizei, Zoll, Grenzschutz und lokale Naturschutzbehörden kämpfen erstmals gemeinsam