Das BLAUE Wunder

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NATUR

Er ist der Panda unter den Papageien: Der rare Hyazinthara tut sich schwer mit Nachwuchs. Doch es gibt Hoffnung

KABBELEI Gruppendynamik: Auch die meist friedlichen Aras geraten mal aneinander
FORMATION Blaues Geschwader im Anflug: Amerikas größte Papageien haben 1,20 Meter Flügelspannweite und keilförmige Schwanzfedern

Araaah, araah, araah! Der Radau kommt von ganz oben. Eine Gruppe Hyazintharas hat sich in ihrem Schlaf baum niedergelassen. Die Papageien plaudern, plauschen, palavern. Der Name Ara erinnert an ihren t ypischen Ruf. Es ist ein großes Hallo. Aras sind soziale Wesen, die oft schnattern, schnäbeln und schwatzen. Sie f liegen meist in Gruppen von zehn bis 30 Tieren – nur die Brutzeit verbringen die Paare allein. Im Baum gibt es Kabbeleien um den besten Platz, Pärchen kommen sich näher, einige Tiere putzen sich gegenseitig oder k lettern quer durchs Geäst, wobei der kräftige Schnabel als „drittes Bein“ dient. Dessen kecke Seitenstreifen und die sonnengelben Augenringe lassen das Gesicht der Aras ver wegen wirken. Ihr kobaltblaues Federk leid leuchtet weithin.

Es war eine Szene wie diese, die Biologin Neiva Guedes vor 34 Jahren bei einer Feldex kursion beobachtete. Und es war Liebe auf den ersten Blick. „Ich wollte diese Tierart erforschen und alles tun, um sie zu retten“, sagt die Brasilianerin. Die Art stand damals vor der Auslöschung. „Hyazintharas erlebten in den 1980er-Jahren einen starken Rückgang, vor allem durch den Handel als Haustiere. Darüber hinaus litten sie unter der Zerstörung des Lebensraums und der Tradition indigener Völker, die aus den Federn Schmuck herstellen.“

Wer Aras retten will, muss schw indelfrei sein. Damals wie heute: Erstaunlich schnell klettert die 60-jährige Guedes an Seilen und Karabinern einen hohen Stamm empor. Aras nisten in Baumhöhlen in bis zu 20 Metern Höhe. Angst? „Ich wollte den Aras so sehr helfen, dass ich auf 20 Meter hohe Bäume k letterte – ohne jede Angst. Ich war auch leichtsinnig. Heute mache ich mir mehr Sorgen um Sicherheit.“

HERZ FÜR ARAS In ihrer Heimat nennt man sie respektvoll die „Papageienfrau“. Seit 1990 widmet sich Neiva Guedes der Erforschung und dem Schutz der Hyazintharas in Brasilien
NUSSKNACKER Starkes Mundwerk: Mit ihrem kräftigen Schnabel öffnen sie harte Palmensamen
KINDERSTUBE Da geht noch was: Mit etwa vier, fünf Wochen wachsen die ersten blauen Federn
JUMBO Hyazintharas sind die größten flugfähigen Papageien der Welt
FOTOS: S. 14-15: MAURITIUS (GR.), EMIS/LAIF, INSTITUTO ARARA AZUL; KARTE: HÖRZU;