Sisis SCHLOSS der Träume

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WISSEN

Erst Ablehnung, dann Faszination: Warum Kaiserin Elisabeth von Österreich die Hermesvilla nur widerwillig lieben lernte

MONARCHIN Besitzerin der Villa: Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (hier 1860)
BIBLISCH Das Gemälde eines schwebenden Puttos schmückt eine Decke in der Hermesvilla
STILVOLL Der elegante Torbogen ziert das Gelände des Lainzer Tiergartens

Ein Geschenk der Liebe: Am Rand Wiens erhebt sich die Hermesvilla zwischen den Bäumen eines weitläufigen Waldgebiets. Kaiser Franz Joseph I. (1830 bis 1916) ließ das Anwesen zwischen 1882 und 1886 für seine Gattin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837– 1898) errichten. „Er hoffte, die rastlose Monarchin so häufiger in seiner Nähe zu haben“, berichtet Michaela Lindinger, Kuratorin im Wien Museum, im Gespräch mit HÖRZU. „Elisabeth liebte das Reisen und floh oft vor den strengen Regeln am Hof. Das abgelegene Landhaus sollte für sie einen Rückzugsort nahe der Heimat bieten.“ Auch der Monarch selbst wollte von der Lage profitieren: „Die Villa befand sich mitten im kaiserlichen Jagdgebiet. Hier konnte er sich von seinen Ausflügen ausruhen.“

Architekt Karl Freiherr von Hasenauer (1833– 1894) entwarf die Hermesvilla (siehe TV-Tipp S. 26) im historistischen Stil der bürgerlichen Sommerhäuser im Semmering-Gebiet. Elisabeth fand wenig Gefallen an dem Anwesen: „Es gibt Tagebuchaufzeichnungen ihrer Tochter Marie Valerie, denen zufolge sie bei ihrem ersten Besuch kopfschüttelnd vor dem Gebäude gestanden haben soll“, berichtet Lindinger. „Es sagte ihr überhaupt nicht zu: ein Haus, das ihr Mann, ohne sie zu fragen, in Auftrag gegeben hat.“ Dazu kommt: „Elisabeth war ein Freigeist. Selbst das Paradies wäre zur Hölle geworden, hätte sie für

immer dort bleiben müssen, sagte sie.“ Dennoch gab Sisi, wie Elisabeth genannt wurde, dem Haus eine eigene Note. Den geplanten Namen „Villa Waldruh“ verwarf sie und bestellte stattdessen beim Berliner Bildhauer Ernst Herter (1846 – 1917) eine Statue des griechischen Gottes Hermes, die dem Haus seinen Namen verlieh. „Er gilt in der griechischen Mythologie als Gott der Reisenden, Diebe und toten Seelen – das gefiel Elisabeth, denn sie war selbst sehr an der griechischen Antike interessiert.“ Bis heute thront die Figur vor der Villa und weist Besuchern den Weg.

HOF Die einstigen Stallungen gehören heute zum Forstamt

Nächte im Feldbett

Jedes Jahr im Frühjahr verbrachte das Kaiserpaar zwei bis drei Wochen in der Hermesvilla. „Es gibt Gedichte, in denen Sisi ihre Zeit auf dem Anwesen einfängt“, berichtet Michaela Lindinger. In der Poesie fand sie positivere Worte als im wahren Leben: „Sie nennt es darin das ‚Schloss der Träume‘ und beschreibt, wie sie von den Fenstern a

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