Keine Angst vor Tabus

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INTERVIEW

Wachrüttler: In „Die Anstalt“ schonen die Kabarettisten Claus von Wagner und Max Uthoff keinen Politiker – und scheuen kein Thema

Seit zehn Jahren machen Max Uthoff und Claus von Wagner Kabarett für „Die Anstalt“ im ZDF (siehe TV-Tipp). Zum Jubiläum haben die beiden mit der HÖRZU über die Anfänge, ihre Motivation, die Gäste und die Reaktionen des Publikums gesprochen.

HÖRZU: Herr Uthoff, Herr von Wagner, erinnern Sie sich noch, was vor zehn Jahren los war in der Welt?

CLAUS VON WAGNER: Die „Tagesschau“ hat ihren Rückblick überschrieben mit „2014 – ein krisengeschütteltes Jahr“. Es gab damals eine Krise in der Ukraine, Gazakrieg

im Nahen Osten, und wegen Betrügereien war auch noch die letzte Säule der Deutschen zusammengebrochen: der ADAC! MAX UTHOFF: Aber: Wir wurden Weltmeister, Herr von Wagner! Und im Bundestag gab es keine FDP, dafür eine linke Mehrheit – also wenn man die SPD zu den linken Parteien zählt.

Hätten Sie sich damals vorstellen können, dass es so lange laufen würde?

UTHOFF: Wir wollten nur eine einzige Sendung machen, und deswegen haben wir da so viel wie möglich reingepackt. Jetzt sind es 80 geworden. Und wir packen immer noch so viel wie möglich rein.

Satire oder Aufklärung? Lachen oder wachrütteln? Was ist Ihnen wichtiger?

VON WAGNER: Durch unseren späten Sendestart um 22.15 Uhr ist die wichtigste Aufgabe, finde ich, klar definiert.

UTHOFF: Der durchschnittliche ZDF-Zuschauer ist da ja kaum noch wach zu kriegen – da wirken die Tabletten schon seit zwei Stunden.

Was ist Ihre Motivation?

UTHOFF: Wir sind zu alt zur Umschulung. VON WAGNER: Wir wollten im Prinzip dem politischen Streit ein bisschen mehr Qualität verleihen, indem wir über Humor zu wenig beachtete Fakten in die Debatte einspeisen. Aber jetzt, wo jeder seine eigenen Fakten hat …

DIE ZWEI AUS DER ANSTALT Claus von Wagner und Max Uthoff (v. l.) sind mit Politsatire im ZDF zu Hause
FOTOS: NEUMEISTER/HASE/ZDF
Zu Beginn der Sendung vor zehn Jahren war die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel natürlich ein Thema für Claus von Wagner
Max Uthoff (l.) und Claus von Wagner analysieren bissig: So ging es 2017 in „Die Anstalt“ um das Ergebnis der AfD bei der Bundestagswahl

UTHOFF: Herr von Wagner hat vergessen, dass ein wichtiger Teil unserer Motivation auch das Tragen von Perücken ist.

VON WAGNER: Ja. Da ist es fast schade, dass ich für Robert Habeck keine brauche. Da komme ich mit meinen eigenen Haaren aus. Wie Herr Uthoff bei Friedrich Merz.

Die Sendung ist monothematisch mit Faktencheck. Klingt wie „Hart aber fair“ getarnt als Satireshow.

UTHOFF: Ist denn

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