Hamburgs WELT WUNDER

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REPORT

Die Hamburger Speicherstadt, der weltgrößte Lagerhauskomplex, erstreckt sich über 26 Hektar, das sind in etwa 37 Fußballfelder

Ein Disput mit dem Kaiser führte einst zum Bau der Hamburger Speicherstadt. Wo zuvor Tausende Menschen lebten, entstand ein beeindruckendes Areal. Heute gehört es zum Unesco-Welterbe

IMPOSANT Die Hamburger Speicherstadt mit dem zwischen zwei Fleeten gelegenen Wasserschloss, erbaut zwischen 1905 und 1907
NACHBAR Hinter den historischen Speichern lugt die 2016 fertiggestellte Elbphilharmonie hervor

Die Hamburger Speicherstadt ist ein faszinierendes Aushängeschild der alten Hansestadt. Das Ensemble mit seinen markanten Backsteinfassaden, Kupferdächern, schmalen Fleeten, 20 Brücken und der abendlichen romantischen Beleuchtung gehört seit 2015 zum Unesco-Welterbe. Es erstreckt sich im Hamburger Hafen über eine Länge von 1,5 Kilometern und eine Breite von 150 bis 250 Metern. Mit einer Fläche von 26 Hektar ist die Speicherstadt der größte zusammenhängende Lagerhauskomplex der Welt. Aber gelagert wird dort heute nicht mehr v iel. Die Flächen werden vielmehr für Büros, Museen und touristische Attraktionen genutzt. Auf dem historischen Areal gibt es daher viel zu entdecken, unter anderem Deutschlands erfolgreichste Touristenattraktion, das „Miniatur Wunderland“, sow ie die kurios anmutende Flussschifferk irche – ein evangelisches Gotteshaus, das in einem Schiff eingerichtet wurde (siehe TV-Tipp Seite 11). Die besondere Atmosphäre der Speicherstadt lockt Besucher aus aller Welt an. Auch alteingesessene Hamburger kommen immer w ieder gern hierher. Aber warum wurde die Speicherstadt einst überhaupt gebaut? Die ursprüngliche Geschichte dieses einzigartigen Ortes scheint in Vergessenheit zu geraten. Dabei ist sie enorm spannend.

Die große Vertreibung

„Der Bau der Speicherstadt war eher ein historischer Zufall“, sagt Kunsthistoriker Ralf Lange im Gespräch mit HÖRZU. Er ist Autor des Standardwerks „Die Hamburger Speicherstadt“ (Dölling und Galitz, 384 Seiten, 39,90 €) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Speicherstadtmuseum. Das befindet sich vor Ort in einem Speicher aus dem Jahr 1888 und informiert in einer Dauerausstellung über die Speicherstadt (w w w.speicherstadtmuseum.de). „Bei der Gründung des Deutschen Reichs 1871 waren große Teile Hamburgs außerhalb des deutschen Zollgebiets verblieben“, erklärt der Experte. „Aber Reichskanzler Bismarck drängte auf einen Zollanschlussvertrag, der 1881 unterzeichnet w urde. Zum Ausgleich erhielt Hamburg das Recht, einen Freihafen einzurichten, in dem die Importgüter weiterhin zollfrei umgeschlagen, gelagert und verarbeitet werden durften. Im zukünftigen Freihafengebiet fehlte es jedoch an Lagerraum, weshalb die Speicherstadt errichtet wurde.“ Schnell stand fest, dass sie in Innenstadtnähe entstehen sollte, damit die Kauf leute kurze Wege zu i

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