Wie ist es, ein Geniezu sein?

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Er liebt Noten und Zahlen: Ein neues Buch stellt das Jahrhunderttalent KIT ARMSTRONG vor. Wir trafen den Amerikaner zum Gespräch

MIRJA HALBIG

FOTOS: BORGGREVE/UNIVERSAL MUSIC (3), GETTY, I. KLOEPFER

Neun Monate ist Kit Armstrong alt, als er sprechen lernt. Kurz darauf beginnt der Sohn einer Investmentbankerin zu zählen und zu rechnen. Mit fünf Jahren jongliert er auf High-School-Niveau mit Zahlen und arbeitet an seinen ersten Klavier-Kompositionen. Nur zwei Jahre später studiert er Physik an der Chapman University of California.

Seine vielfältigen Talente sind nicht zu übersehen. Gleichzeitig hat er das große Glück, dass seine Mutter ihn weitestgehend vor der Öffentlichkeit geschützt aufwachsen lässt. Heute ist der 32-Jährige ein weltweit gefeierter Pianist und Wissenschaftler, der mit einem eigenen Team im Bereich künstliche Intelligenz forscht. Die Berliner Autorin Inge Kloepfer hat ihn seit 2019 immer wieder zu Interviews getroffen, ihn auf Konzerte begleitet oder in seinem Forschungslabor beobachtet. So entstand ihr faszinierendes Buch „Kit Armstrong – Metamorphosen eines Wunderkinds“ (siehe Tipp unten). HÖRZU WISSEN traf Kit Armstrong zum Interview in Berlin.

VERSTAND UND GEFÜHL

Wie begegnet man einem Menschen, der hochbegabt und daher vermutlich schnell gelangweilt ist? Wird er empathisch sein oder um sich kreisen? Schließlich sind seine eigenen Gedanken wahrscheinlich spannend genug. Lächelnd betritt der etwa 1,70 Meter große Mann den Raum. Weicher Händedruck, herzliche Begrüßung. Armstrong spricht akzentfrei Deutsch. Das hat er sich selbst beigebracht, wie sechs weitere Sprachen auch.

Im Internet ist zu lesen, dass er nicht gern redet und keine Interviews mag. Das Gegenteil ist der Fall. Wörter fliegen geradezu aus seinem Mund, niemals fehlt ihm eine Vokabel. Bei jeder Frage ringt er um die perfekte Antwort. Manchmal dauert es, weil er nichts einfach so dahinsagt. Und die Empathie? Auch anders als erwartet. Ein hochintelligenter Mensch, der zugibt, sich auch vom Bauchgefühl lenken zu lassen. „Die Emotion ist das Wichtigste, was es gibt, denn ohne Emotion würde man sich für nichts interessieren“, sagt Armstrong.

Schon als Baby ist er fordernd. Die meiste Zeit verbringt das sensible Kind auf dem Arm seiner Mutter May, einer gebürtigen Taiwanesin. Den Namen seines Vaters hält sie geheim. Als Kit 15 Monate alt ist, bemerkt sie, dass der kleine Junge nicht nur die Äpfel und Birnen im Obstkorb zählt, sondern damit rechnet: Er addiert und subtrahiert.

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