On the ROAD

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auf & davon

Schier endlose Kilometer auf der NC500 rund um Schottland oder 20 Minuten ab Berlin−Mitte: viele Wege führen ans Ziel dieser Reisen, mit der wir die Magie des Einfach−drauf−losfahrens ansteuern

In der Weimarer Republik befand sich an der Spree in Berlin-Rummelsburg eine Badeanstalt. Heute entsteht hier das Flussbad, mit dem Kulturzentrum Reethaus und dem Bootshaus, künftig Restaurant und Membership Club.
FOTO Courtesy of Slowness

Das Andere ist nicht immer einen Langstreckenflug weit entfernt. Manchmal liegt eine neue Welt ganz nah. Hier stellen wir fünf Reisen durch Europa vor, bei denen allein die Fahrt ein Erlebnis ist, etwa durch die weitläufigen Landschaften des Alentejo oder entlang der schottischen Nordküste. Auch bei den Destinationen in Italien und in Deutschland haben wir dabei Ziele im Blick, die das Besondere bieten – angefangen mit einem überraschenden Inner City Retreat in Berlin.

Flussbad

Hier kann es nicht sein. Nicht an einer vierspurigen Straße im industriellen Berlin-Rummelsburg gegenüber eines Heizkraftwerks. Aber dann ist es da eben doch: Versteckt hinter einem Bürohaus entdeckt man zunächst die Bucht und schließlich eine reetgedeckte Pyramide – das Flussbad. Oder, besser: Der Anfang dessen, was Claus Sendlinger, sein Geschäftspartner Peter Conrads und ihr Team vorhaben. Flussbad ist der erste Ausläufer von Slowness, ein Projekt, das derzeit an diversen Orten in Deutschland, Portugal und Thailand im Kollektiv mit Gleichgesinnten entwickelt wird. Die Klammer: „Eine Rückkehr zu echter ‘hospitality’“, sagt Sendlinger. „Das bedeutet, jemanden als Gast wahrzunehmen, nicht als Frequent Flyer-Nummer oder als Loyalty Program-Teilnehmer.“

Strömungen erkennen und darauf reagieren – das beschreibt recht genau, was der Entrepreneur seit Jahrzehnten macht. In den Achtzigerjahren organisierte der heute 60-Jährige Jugendkultur-Reisen zu Raves, als DJs noch Diskjockeys genannt wurden; 1993 gründete er in San Francisco Design Hotels, der Zusammenschluss unabhängiger Häuser, der das Prinzip Boutique-Hotel etablierte; vor einigen Jahren stieg er aus, als die großen Ketten begannen, diese kleinen Hotels zu vereinnahmen – „dagegen wollte ich etwas unternehmen“, sagt er. Wie das konkret ausschaut, erlebt man im Reethaus, mit dem der Flussbad Campus Ende 2023 eröffnete. Der von der österreichischen Architektin Monika Gogl entworfene Bau ist das Kulturzentrum des Projekts, mit einem trapezförmigen Innenraum samt ausgeklügeltem Klangsystem als Veranstaltungsort. Zum Auftakt wurde die Filmmusik von All the Beauty and the Bloodshed live aufgeführt, dem Dokumentarfilm der Fotografin Nan Goldin, die zu Gast war. Auch die Künstlerin Lyra Pramuk war hier schon zu hören oder die Gesänge des Gyuto Monks Tibetan Tantric Choir.

Das Programm des Flussbad findet man unter slowness.

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