„Wir müssen darauf achten, mit unserer Zartheit in Verbindung zu bleiben“

6 min lesen

Er ist eine Coaching-Ikone, Bestseller-Autor und führender Experte für Persönlichkeits-Entwicklung: Hier spricht Veit Lindau (54) über den Moment, als er merkte: Um Kraft zu geben, muss er sich seine eigene Kraft erst einmal wieder zurückholen

TEXT CHRISTIANE SCHÖNEMANN FOTO KATHARINAKRAUS KATHRIN STAHL SHUTTERSTOCK PR

VEIT LINDAU

Wann haben Sie gemerkt, dass es Ihre Berufung ist, anderen bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu helfen?

Als ich in Berlin Medizin studiert habe. Ich habe das Studium abgebrochen, weil es mich nicht erfüllte. Was mich schon damals wirklich faszinierte, waren der menschliche Geist und all die von ihm erschaffenen Probleme, aber auch sein schöpferisches Potenzial. Auch ich habe viele selbst gemachte Probleme, aber immer schon große Ziele gehabt. Ich suche permanent nach den besten Informationen, Lösungen und Methoden. Was für mich nachhaltig funktioniert, gebe ich dann sehr gern an andere weiter. Das ist auch heute noch meine Passion. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie so ein Beruf heißt. Als ich vor 30 Jahren anfing, gab es den Begriff Coach auch noch gar nicht.

Und spüren Sie keine Müdigkeit nach 30 Jahren als Autor und Coach?

Ich freue mich, wenn ich andere Menschen inspirieren und ermutigen kann. Und nein, meine Berufung wird nicht langweilig. Ich arbeite für so viele interessante, wissbegierige Menschen. Außerdem darf ich mich ja immer wieder mit neuen Themen beschäftigen, die mich selbst begeistern und die ich als relevant für viele andere und als zeitaktuell einstufe. Andere auf ihrem Weg zu begleiten, ist für mich eine große Freude. Sie zu unterstützen, ihre Gaben wiederum selbst mit anderen zu teilen, dafür brenne ich. Unsere komplette Welt entwickelt sich in einem aberwitzigen Tempo, und wir brauchen alle integre, gut ausgebildete Wegbegleiter*innen.

Manchmal zu temporeich?

Ja. Wenn ich mich umschaue, nehme ich wahr, dass Gehetztsein und Ermüdung zum Normalzustand geworden ist. Ich musste mir selbst vor einiger Zeit eine Auszeit gönnen. Ich weiß nicht, ob es sich im klassischen um Sinne ein Burnout handelte – ich vermute, ja. Es ging so weit, dass mein Körper nicht mehr mitgespielt hat. Herzrasen, Erschöpfung, bleierne Müdigkeit. Der letzte Tropfen war, als ich realisierte, dass mir die Freude an der von mir so geliebten Arbeit verloren gegangen war. Als Lehrer ziehe ich meine Überzeugungskraft aus meiner Authentizität. Ich kann nicht vor der Kamera stehen und etwas über Freude e