Go with the flow

6 min lesen

Veränderung ist immer da, du kannst nichts dagegen tun. Du kannst jedoch beeinflussen, wie du damit umgehst. Erlerne die Kunst, dich vom Fluss mitreißen zu lassen, während du dennoch am Steuer stehst

TEXT ANNE WESSELING ILLUSTRATION KATE MORGAN ART

„What was, what is, what will be ...“

Veränderung ist überall. An nichts kann man sich festklammern. Diese Worte stammen von dem britischen Philosophen, Priester und Religionswissenschaftler Alan Watts aus seinem Buch „Jenseits des Denkens“. In einem wunderbaren Text über Vergänglichkeit und Veränderung schreibt Watts: „Jede Zelle in unserem Körper, jedes Molekül, jedes Atom verändert sich ständig. Nichts kann festgehalten werden.“

Er hat recht: Alles ist immer in Bewegung. Auch der griechische Philosoph Heraklit sagte es bereits: Du trittst nie zweimal in denselben Fluss, denn der Fluss hat sich verändert (heute fließt anderes Wasser als gestern), aber auch du bist nicht mehr derselbe wie gestern. Wenn unser ganzes Leben so in Bewegung ist und wir uns immer mitbewegen – müssten wir dann nicht ständig in einem Sessel liegen und uns von all den Veränderungen erholen, die wir erleben? Nein, denn unser Gehirn hat Wege gefunden, mit dieser ständigen Veränderung umzugehen, ohne in Stress zu geraten – und die Veränderung sogar in eine Richtung zu lenken, die du selbst bevorzugst. Hier zeigen wir dir fünf Lehren aus der Psychologie über Veränderung – und wie wir ihr begegnen können.

1. Bewahre den Blick für das, was wirklich wichtig ist

Veränderung ist oft buchstäblich schwer zu verfolgen. Wir sehen die Dinge, auf die wir uns konzentrieren, besser als die Dinge, die sich hinter unserem Rücken verändern. Das ist praktisch, aber manchmal auch knifflig: Du achtest auf eine Sache, und währenddessen passiert direkt vor deiner Nase so viel, worüber du hinwegsiehst. Ein bekanntes Experiment: Ein Video, in dem du gebeten wirst, zu zählen, wie viele Menschen in weißen Hemden einen Ball werfen. In der Zwischenzeit läuft mehrmals ein Gorilla ganz offensichtlich durch das Bild. Ein Gorilla, den keiner wahrnimmt. Dringende, unwichtige Angelegenheiten fordern jetzt deine Aufmerksamkeit, und die nicht dringenden Angelegenheiten, die vielleicht viel wichtiger sind, geraten aus dem Blickfeld. Bevor du es merkst, investierst du all deine Energie darauf, eine Leiter zu erklimmen, nur um viel zu spät festzustellen, dass sie an der falschen Wand lehnt (eine Metapher des Autors Stephen Covey). Unsere Intuition kann helfen, aber oft sind wir viel zu beschäftigt, um au