Die Magie des Saris

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Er ist das älteste heute noch getragene Kleidungsstück Indiens und kann in vielen verschiedenen Farben und Designs leuchten. Warum die Herstellung des 5,50 Meter langen Stoffstückes der Erschaffung eines Kunstwerks ähnelt …

TEXT TUUL & BRUNO MORAND FOTO TUUL & BRUNOMORANDI/LAIF STOCKSY GETTY IMAGES

Es ist das Land der atemberaubenden Farben – Indien. Indien hat der Welt das Holi-Festival geschenkt, das hinduistische Frühlingsfest, das man auch „Fest der Farben“ nennt. Holi feiert den Sieg des Guten über das Böse, aber auch das Ende des Winters. Mittlerweile versammeln sich Menschen auf allen Kontinenten, bewerfen einander mit Farbpulver und feiern ausgelassen.

Doch auch im Alltag ist Indien ein buntes Land, dank seines ursprünglichen Kleidungsstückes, von dem jede Inderin mindestens eines ihr Eigen nennt: dem Sari. Eine Stoffbahn von 5,50 Metern Länge und 1,20 Meter Breite, hergestellt aus Seide, Leinen oder Baumwolle in allen Farben des Regenbogens. Der Sari schenkt seiner Trägerin einen wundervoll wiegenden Gang, der kunstvoll gefaltete Stoff verleiht jeder Bewegung Grazie und Eleganz. Zugleich eignet er sich hervorragend für das heiße Klima der Region. Wie weit die Ursprünge dieses Kleidungsstücks zurückreichen, ist schwer zu sagen. Textilhistoriker weisen darauf hin, dass Saris bereits in den ersten heiligen hinduistischen Schriften Erwähnung finden, die 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung verfasst wurden. Spätere indische Skulpturen zeigen ebenfalls Darstellungen drapierter Kleidungsstücke. Vor der Eroberung durch die Araber im 13. Jahrhundert und der britischen Kolonialisierung im 19. Jahrhundert, als das Tragen des Unterrocks und der Bluse angeordnet wurde, schlangen Frauen einen Sari um die Taille und warfen sich einen über die Brust verlaufenden Teil davon über die Schulter. Heute haben viele Frauen in den indischen Großstädten ihren Sari gegen den Shalwar Kamiz – eine lange, über eine Pluderhose fallende Tunika – getauscht, und in den städtischen Ballungsräumen wird häufig westliche Kleidung bevorzugt. Dennoch ist der Sari unverändert Teil aller wichtigen Ereignisse des indischen Lebens. Mehr als hundert Möglichkeiten, einen Sari zu drapieren, gibt es. Sie unterscheiden sich je nach Region, Stoff, Länge und Breite des Kleidungsstücks und sind abhängig davon, was die Trägerin an diesem Tag plant. Neben der Drapierung sind vor allem die Farben bedeutungsvoll: Bei Hochzeiten etwa wird vorzugsweise Rot und Gelb getragen, denn sie symbolisieren Hoffnung, einen neuen Anfang sowie Glück und Wissen