Tansania Mein Leben ist bei den Massai

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Die Biologin Stephanie Fuchs (37) reist für ein Naturschutz-Projekt nach Ostafrika. Die Weite der Savanne, Elefanten, Zebras und Giraffen verzaubern sie, auch die schneeweißen Strände – und ein Massai. Hier erzählt sie ihre Geschichte

TEXT AUFGEZEICHNET VON SYLVIA NAUSE-MEIER FOTO ADOBE STOCK ALAMY ISTOCK LAIF GETTY IMAGES SHUTTERSTOCK STOCKSY PRIVAT

Mein Blick gleitet über sanfte Hügel. Über eine Schirmakazie und Kinder in roten Gewändern, die ein paar Ziegen hüten. Wenige Meter neben ihnen ziehen Giraffen und Zebras durch die Savanne. Am Horizont thront ein Vulkan: der „Ol Doinyo Lengai“, der heilige Berg der Massai. Hier, in 2890 Metern Höhe, sitzt ihr Gott Engai, der sie und ihr Land behütet. Mir geht das Herz auf – so wunderschön ist es hier. So still. Friedlich. Kann eine Landschaft weise sein? Hier jedenfalls ist sie es: sich selbst genug, bescheiden und kraftvoll zugleich. Seit Jahrhunderten im eigenen Rhythmus. Ich spüre mich verbunden – mit diesem Land, in das mich vor 14 Jahren mein Beruf geführt hat: Tansania.

Von der Poesie der Natur

Ich hatte gerade mein Biologiestudium abgeschlossen und mich als Freiwillige für ein Meeresforschungsprogramm angemeldet: auf der Insel Mafia vor Tansanias Küste. Durch einen Palmenhain gelangte ich zum Strand. Den Anblick vergesse ich nie! Ein weiter, weißer Sandsaum lag vor mir und der Indische Ozean, kristallklar und türkis: der Mafia-Marine-Nationalpark, ein riesiges Meeresschutzgebiet – und mein neuer Arbeitsplatz. Nur eine bestimmte Anzahl von Touristen ist hier zugelassen, um die einzigartige Flora und Fauna nicht zu gefährden. In der Ferne sah ich die Inseln Juani, Chole und Jibondo, die dazugehören. Zunächst lernte ich Tauchen. Bislang war ich eher ein hessisches Landei gewesen. In dieser mächtigen Tiefe zu treiben, war pure Magie. Ich sah die vielen Fische, die farbenprächtigen Korallen. Beobachtete Teufelsrochen, die wie riesige Batmans mit ihren Flügeln durchs Wasser schwebten. Mich faszinierte die Poesie der Natur und die Sinnhaftigkeit meiner Aufgabe. Umweltschutz. Erforschen, wie sich die Klimaveränderungen auswirken. Die Verschmutzung der Meere.

Eines Tages sah ich ihn – den schönsten Mann der Welt: seine Augen, das Lächeln, der muskulöse Körper, die Haltung. Ich war sofort gefesselt. Er trug ein Gewand in kräftigen Rottönen, an den Fesseln, an den Handgelenken und um den Hals auffälligen Schmuck aus kleinen, weißen Perlen – Sokoine, ein Massai. Er arbeitete an „unserer“ Tauchstation. Jedes Mal, w