Oman Durch das Weihrauchland des Sultans

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Sagenumwoben und weithin unbekannt: Das Sultanat verzaubert mit endloser Weite in der Wüste, grünem Hochgebirge, fruchtbaren Oasen und kilometerlangen Küstenstreifen mit kristallklarem Wasser …

TEXT SONJA HALLMANN/DOROTHEE TEVES FOTO RUBEN HALLMANN ALAMY PR LAIF GETTY IMAGES HUBER IMAGES ISTOCK LOOK

Wadi Shab

So genau weiß ich nicht, warum ich mich entschieden habe, den Oman zu bereisen. Natürlich wollte ich meinem damals 17-jährigen Sohn Ruben vor seiner Volljährigkeit noch einen abenteuerlichen Urlaub bieten. Und am besten in einer Gegend, von der man nur eine vage Ahnung hat. Der Oman ist ein noch wenig bereistes Land, und ich habe irgendwo gelesen, es sei das viertsicherste der Erde. Campen kann man im Oman überall frei und kostenlos, so waren unsere Campingsachen, Schlafsäcke, Isomatten schnell gepackt und wir flogen nach Maskat, der Hauptstadt. Schon am Flughafen wurden wir von einem omanischen Grenzbeamten mit sehr sanfter Stimme begrüßt: „How are you? Very nice to have you here!“ Diese Freundlichkeit, von der wir später mehr erleben durften, ist im ganzen Land anzutreffen – dem Menschen zugewandt, immer authentisch, aber nie aufdringlich.

Märchenland aus 1001 Nacht

Oman ist das Königreich aus tausendundeiner Nacht. In diesem Land ließ die sagenhafte Königin von Saba ihren Himmelspalast errichten, und Sindbad der Seefahrer kehrte nach all seinen Abenteuern immer wieder hierher zurück. Der Zauber ist geblieben – bis heute: Nicht einmal 4,5 Millionen Menschen leben in dem Wüstenstaat – dabei erstreckt er sich mit 300 000 Quadratkilometern auf einer Fläche, die fast so groß ist wie Deutschland. Die Einsamkeit ist endlos – und die Dimensionen dieses Sultanats erscheinen unfassbar: Weil es zu 98 Prozent aus Wüste besteht (im Sommer steigen die Temperaturen sogar über 50 Grad), sind nur fünf Prozent des Landes überhaupt besiedelt oder landwirtschaftlich nutzbar. Der gesamte Südosten etwa ist menschenleer – und auch der Rest des Landes ist frei und wild und einer allmächtigen Natur überlassen, die all ihre Spielarten ausgelebt hat. Die fruchtbarsten Oasen Arabiens durchbrechen die Wüste im Westen, die unberührtesten Strände erstrecken sich entlang des Arabischen Meeres und am Golf vom Oman. Gelb, Rot, Purpur – in allen Farben des Regenbogens schimmern die Korallenriffe hier, und mehr als 150 Fischarten ziehen durch die glasklaren Gewässer. Im Nordosten wiederum prägt das mächtige al-Hadjar-Gebirge die Landschaft, und es scheint, als seien die Berge unüberwindbar in alle Ewigkeit. Sie sind das Revier der letzten Leoparden,