Ein größerer Himmel

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Pamela Weiss (60), eine weltweit geschätzte spirituelle Lehrerin, nimmt uns mit auf ihre zutiefst persönliche Reise rund um San Francisco: Sie führt uns an die Schauplätze, die sie geprägt haben. Kalifornien – einmal ganz anders …

TEXT AUFGEZEICHNET VON SYLVIA NAUSE-MEIER FOTO CHRISTOPHER CLINE PHOTOGRAPHY KAISA WILLCOX ALAMY ISTOCK HUBER IMAGES GETTY IMAGES STOCKSY SHUTTERSTOCK PRIVAT

Der Naturpark Lands End in San Francisco mit dem Steinlabyrinth des Künstlers Eduardo Aguilera

Der Ort, an dem sich Erde, Himmel und Meer berühren, ist etwas ganz Besonderes, fast schon Heiliges für mich – wie der Stinson Beach im Norden von San Francisco. Hier spüre ich Weite, Offensein. Ich kann stundenlang am Strand entlanglaufen, die Füße im weichen Sand, während meine Gedanken zum Horizont fliegen. Ich fühle mich geerdet. Verbunden. Gehalten. Als Teil eines wunderbaren Ganzen.

Ein Haus und eine neue Welt

Ich bin in Berkeley aufgewachsen, in der Hippiezeit. Im Kunstunterricht habe ich Halsketten mit der Aufschrift „Make love, not war“ gebastelt und mein Onkel nahm mich mit ins Kult-Musical „Hair“. Liebe und Frieden – ich selbst war meilenweit davon entfernt. Mit elf bekam ich die Diagnose „Diabetes, Typ 1“. Jahrelang besuchte ich Spezialisten für Ernährung, Akupunktur und heilende Energie. Ohne Erfolg. Ich weinte, haderte mit Gott, bat ihn um Verzeihung, empfand Selbstmitleid. Bis mich Sophie, meine beste Freundin, zu einem tibetischen Heiler schickte: ein in nussbraune und goldene Roben gehüllter Mann. Seine Fingerspitzen fühlten meinen Puls. Nach einer kleinen Ewigkeit sagte er: „Du musst dich ganz und gar lieben.“ Ich hätte am liebsten „Aber ich bin krank! Ich brauche Hilfe!“ geschrien. Wollte ein Medikament, einen klaren Hinweis wie: „Iss mehr Brokkoli.“ Wie sollte ich seinen Rat umsetzen? Ich suchte im Branchenbuch nach „Meditation“. So fand ich das San-Francisco-Zen-Zentrum in der Page Street 300, nicht weit vom Alamo Square und den „Painted Ladies“ entfernt, den bunten viktorianischen Häusern. Darin befanden sich Spielhöllen und Bordelle, längst sind es Wohnhäuser. Eines ging 1975 für 65 000 Dollar an einen neuen Besitzer. 40 Jahre später bekam er dafür über drei Millionen Dollar … Das Zen-Zentrum befin-det sich bis heute in diesem prächtigen, roten Backsteingebäude mit den typischen Feuerleitern, riesigen Bogenfenstern und einer wirklich tollen Buchhandlung. Julia Morgan, die erste Architektin, die in Kalifornien eine Zulassung erhielt, hat das Haus entworfen. Mittwochs und sonnabends kann jeder „einfach so“ vorbeikommen. Zum