Die wichtigsten Lektionen des Lebens lernen wir nicht, wenn wir daheim auf dem Sofa sitzen und Bücher lesen. Sondern? Wenn wir uns auf den Weg machen und schauen, wohin er uns führt. So, wie es einst ein kleiner Hobbit tat …
TEXT JUTTA JUNGE ILLUSTRATION JOE GILRONAN/FINE ART AMERICA
In einer Höhle in der Erde, da lebte ein Hobbit“. Mit diesem Satz beginnt die Geschichte des Kleinen Hobbit von J.R.R. Tolkien, eine der berühmtesten Fantasy-Geschichten der Kinderliteratur. Eigentlich möchte der kleine Bilbo Beutlin nur – ganz nach Art der Hobbits – in Ruhe gelassen werden, sechsmal am Tag genussvoll essen und hin und wieder ein Pfeifchen rauchen. Doch die Ankunft des mächtigen Zauberers Gandalf und der 13 Zwerge, die auf der Suche nach einem gestohlenen Schatz sind, verändert alles. Und so verlässt er an einem schönen Vormittag Ende April die sichere Umgebung des lieblichen Auenlandes und zieht in die Welt hinaus. Tolkien-Fans wissen, dass diese abenteuerliche Reise den Hobbit verändern – und mit dem Fund eines Ringes weitreichende Folgen für sein Leben haben wird. Doch die Erzählung ist weitaus mehr als nur eine spannend zu lesende Kindergeschichte. Zwischen den Zeilen spricht sie die großen Fragen des Lebens an: Warum müssen wir manchmal Dinge tun, vor denen wir Angst haben? Warum ist es so wichtig, an das Unmögliche zu glauben – wie können wir erkennen, was wir wirklich wert sind? Und: Was ist die Wahrheit? Die Geschichte des kleinen Hobbits mag uns bekannt vorkommen, immerhin stellte der antike Philosoph Platon uns ganz ähnliche Fragen bereits 400 Jahre v. Chr. In seinem „Höhlengleichnis“ beschreibt er einen Menschen, der seit seiner Geburt in einer Höhle wohnt und dort ein ruhiges, geordnetes Leben führt. Eines Tages verlässt der Mensch sein dunkles Zuhause und geht hinaus in die Welt. Dort sieht und erfährt er Dinge, die ihn nachhaltig verändern und reifen lassen. Der befreite Mensch erblickt schließlich die Sonne und damit den Ursprung allen Seins. Er hat seinen Seelenweg beschritten, den Weg zur Erkenntnis. Nach dieser Reise ist er nicht mehr derselbe wie vorher: Er sieht die Welt mit anderen Augen. All dies geschieht auch in „Der Hobbit“ von J.R.R. Tolkien. All dies geschieht mit Bilbo Beutlin. Und dies sind die Dinge, die wir von ihm lernen können:
Warum wir manchmal etwas tun müssen, wovor wir Angst haben
Hobbits sind fest im Auenland verwurzelt. Sie lieben ihre gemütlichen Höhlen, die sie „Smials“ nennen, oft wohnen mehrere Generationen unter einem Dach. Hobbits lieben ihre Ruhe, sie gehen Aufregungen aus de
