ALTÄRE Das Herz meines Hauses

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Hausaltäre sind Grenzräume. Sie halten unsere Beziehungen zu Ahnen, Erinnerungen, Pflanzen, Tieren oder Orten lebendig. Allein sie zu gestalten, ist ein magischer Prozess. Zu Besuch bei Cambra Skadé, die seit vielen Jahren weibliche Weisheitswege und ihre Bedeutung im Alltag erforscht

TEXT FRIEDERIKE OSTERMEYER FOTO JAN RICKERS PRODUKTION SONJA HALLMANN MONIKA IRMER STYLING UND FOTOASSISTENZ HANNAH KOMPANIK STYLING INA ERDMANN HAARE MAKE UP SUZANA SANTALAB

Ein Altar“, sagt Cambra Skadé, „ist wie ein Haus, das du erschaffst und einrichtest. Das braucht Zeit, manchmal Tage. Und wenn alles an seinem Platz ist, wirst du ihn immer wieder verändern.“ Mit ihren 60 Jahren ist die in Oberbayern geborene Künstlerin weit gereist, war bei Schamaninnen in Sibirien, Südamerika oder Neuseeland und hat von ihnen erfahren, was es heißt, mit weiblichen Weisheiten und mit Ahnenkräften zu arbeiten. Heute lebt Cambra etwa eine Stunde südöstlich von München in einem kleinen Dorf und bezeichnet sich selbst als„Alltagsforscherin“, denn sie erkundet die Schnittstellen zwischen der alltäglichen und der geistigen Welt. An ihnen bündeln sich besondere Kräfte, die Schutz und Geleit bieten, sagt sie. Ein Altar ist solch eine Schnittstelle und damit ein Grenzort, an dem verschiedene Wirklichkeiten zusammentreffen.

Als ich ihr großes, am Rande eines Feldes gelegenes, zart nach Weihrauch duftendes Haus betrete, wird mir klar, was sie meint. Mindestens zehn Altäre befinden sich in ihren großzügigen Räumen, jeder hat eine andere Funktion, auf jedem befinden sich andere Heiligtümer. Heute wollen wir den Anfang für einen Altar machen, der in meinem Zuhause einen Platz finden wird. Gemeinsam werden wir ihn gestalten, einweihen, segnen, auf den Weg bringen und eine geweihte Tür zu anderen Ebenen öffnen.

Dem Altar einen Sinn geben

Alles beginnt mit einer Absicht, sagt Cambra. „Frage dich, was für eine Widmung du ihm geben willst.“ Ein Ahnenalter, wie er zum Beispiel in Asien oft zu finden ist, ist einzig den Ahnen gewidmet. Ein Reisealter ist klein und somit perfekt für unterwegs. Ein Wunschaltar ist oft nur für eine gewisse Zeit gedacht, während ein Schutzaltar auf Geheimnisse oder Dinge aufpasst, die nicht in falsche Hände geraten sollen. Ebenso ist es auch möglich, einen Altar zu gestalten, der zu einer bestimmten spirituellen Tradition wie Buddhismus oder Hinduismus gehört. Oder einen, der ganz allein dem Frieden gewidmet ist. Und da wäre noch der Hausaltar, der ein bisschen was von allem haben darf. Nämlich das, was mir wichtig ist und was mir Kraft gibt. Und er schützt di