Joni Mitchell

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„ WE ARE STARDUST, WE ARE GOLDEN AND WE’VE GOT TO GET OURSELVES BACK TO THE GARDEN“

TEXT JUTTA JUNGE FOTO TWITTER/JONIMITCHELL/NINA WESTERVELT GETTY IMAGES ALAMY PR

„Wir sind Sternenstaub, aus Gold, wir müssen zum Garten Eden zurückkehren
WOODSTOCK

Wolken sind flüchtige, scheinbar schwerelose Gebilde. Einige sind weiß und fedrig: Schönwetterwolken. Andere färben den Himmel dunkelgrau und bringen Regen, Hagel oder dicke Schneeflocken mit sich. Wolken sind Symbole der Freiheit. Es gibt viele Songs, die von Wolken handeln. Einer der schönsten heißt „Both Sides Now“. Die kanadische Musikerin Joni Mitchell hat ihn geschrieben, als sie gerade 23 Jahre alt war. Sie besingt darin „Schlösser aus Eis“, die sie beim Blick aus dem Flugzeug sieht. Und sie erkennt, dass Wolken, wie alle Dinge des Lebens, zwei Seiten haben: Von oben betrachtet wirken sie atemberaubend, von unten ernüchternd. Der Refrain des Songs endet: „I really don’t know clouds at all.“

Wen wundert es? Wolken sind ein Stück unseres Himmels – wer kennt sich schon mit ihnen aus?

Ein Jahr verbringt sie im Krankenhaus

Joni kommt am 7. November 1943 als Roberta Joan Anderson in Fort Macleod, Alberta, zur Welt. Ihre Eltern Bill und Myrtle haben einen kleinen Lebensmittelladen, die Familie kommt finanziell irgendwie zurecht. Glücklich ist das Ehepaar nicht. Streiten die Eltern, versteckt Joan sich oft stundenlang. Ist sie einsam? Ganz gewiss. Früh lernt sie, Dinge mit sich selbst abzumachen.

Als Joan neun ist, erkrankt sie schwer an Kinderlähmung. Für ihre Eltern ist sie damit eine Belastung. Wie mag sie sich gefühlt haben, als man sie zur Behandlung in ein weit entferntes Sanatorium bringt und ihr erklärt, dass sie vielleicht nie wieder werde laufen können? „Es war grausam. Sie haben mich weggeschickt, hundert Meilen weg“, beklagt sie sich später über die Kaltherzigkeit ihrer Eltern. Ein ganzes Jahr lang bleibt sie dort. Ihre Mutter besucht sie einmal kurz vor Weihnachten, der Vater kommt kein einziges Mal. Und so sitzt sie jeden Abend aufrecht im Krankenbett und spricht mit sich selbst: „Ich bin kein Krüppel, ich komme hier raus!“ An Gott glaubt sie nicht, aber an andere höhere Mächte. Deshalb betet sie: „Gib mir meine Beine zurück, und ich werde mich erkenntlich zeigen.“ Sie kämpft wie eine Löwin um ihre Genesung, keine Übung ist ihr zu schwer. Als sie ein Jahr später das Krankenhaus auf eigenen Beinen verlassen kann, sagt sie ihrer Mutter: „Ich bin eine Kriegerin geworden.“ Sie ist eine Kriegerin der Freiheit. Joan ist gerade zehn Jahre alt, doch sie weiß, dass sie nie wieder einem Mens