Sansibar Mein Traum von Afrika

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Die Schriftstellerin Christine Brand (49) entdeckte vor 24 Jahren ihr Paradies im Indischen Ozean: Sansibar. Seitdem reist sie immer wieder hin – hier erzählt sie exklusiv, wie diese Insel sie verändert hat

TEXT AUFGEZEICHNET VON SYLVIA NAUSE-MEIER FOTO MIRJAM BLEEKER T. BOMBADIL ALAMY GETTY IMAAGES LAIF ISTOCK SHUTTERSTOCK STOCKSY PR

Es ist dieses Licht! Die Sonne scheint hier heller, der Himmel blauer zu sein – das wirkt auf mich wie ein geheimer Zauber. Du trittst aus dem Haus, schon haben dir sieben, acht wildfremde Leute „Karibu, habari za asubuhi!“, „Guten Morgen“, gewünscht. Sie winken dir zu und lächeln; blicken dir in die Augen. Sie wollen dich sehen, dir begegnen. Und du, du stehst in diesem samtenen Licht und spürst auf einmal, dass deine Seele längst zurücklächelt. Dass dir dieser Ort das Herz wärmt: Sansibar. Vor 24 Jahren kam ich zum ersten Mal her – ich war sofort hingerissen von dem kunterbunten Durcheinander: Afrikanerinnen in leuchtenden Tüchern, Inderinnen im Sari, Araber im weißen Gewand. Dieses wundervolle Labyrinth der Gassen, mit all den Händlern, Holzkarren und Fahrrädern, dem Gehupe und Gebimmel. Garküchen, die gegrillten Fisch anbieten, Suppen, Chapati-Fladen und Samosa-Teigtaschen. Es duftet nach Kardamom, nach Nelken und Zimt. Und nach der Weite des Meeres, dessen Türkis allgegenwärtig ist … Sansibar. Hier fühle ich mich vom Leben umarmt.

Ein Haus wie ein Leben

Das liegt an Menschen wie Shahmsa, meine Gastmutter, eine gütige, alte Dame. Ihre Familie kam einst aus Persien – da war Shahmsa sieben. Seitdem lebt sie in diesem Haus, das aus Korallenstein gebaut wurde. Die Tür hat diese typischen, kunstvollen Schnitzereien. Im zweiten Stock, der sich anfühlt wie der fünfte, weil die Räume so hoch sind, vermietet Shahmsa Gästezimmer. Unter der Hand. So ein Zimmer kannst du auch gar nicht finden – es findet dich. Mir half der einzige syrische Flüchtling, der auf Sansibar gelandet ist. Er nahm mich mit zu seinem Kumpel: Reno, ein französisch-kanadischer Kunstmaler, der bei Shahmsa wohnte. Ich sah sein gemütliches Zimmer, die Wände blau wie der Himmel, sah diese Farben, das Licht!

Inzwischen gehöre ich zu Shamsas Familie, bin mitten in ihrem Alltag. Ich lausche der Klingel des alten Mannes, der mit seinem Korb voller kleinster Fische jeden Tag durch Stone Towns Gassen fährt und sie zum Verkauf anbietet. Erfreue mich an den Stimmen der Frauen, die im Gemüseladen gegenüber um den Preis der Mangos feilschen. Ich teile mir das Bad und die altertümliche Küche mit denen, die ebenfalls auf verschlungenen