Die doppelte Übermacht

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Kontinuität auf der Bank, riesige Talentpools und unzählige Ausnahmekönner: Warum Frankreich und Dänemark in den vergangenen zehn Jahren den Männerhandball so dominierten

Die besten der Besten: Der Däne Simon Pytlick (Mi) im Duell mit den Franzosen Dika Mem (re) und Ludovic Fabregas
imago/Koch

HAMBURG Klammert man den spanischen Heimsieg 2013 aus, wurden seit 2009 nur zwei verschiedene Mannschaften Männer-Weltmeister – diese beiden dominanten Nationen teilen sich zudem alle Olympiasiege seit 2008 auf: Dänemark und Frankreich. Einzig bei Europameisterschaften gab es nicht diese doppelte Übermacht, zwischen Frankreichs vorletztem EM-Titel 2014 und dem vierten im Januar 2024 gewannen vier verschiedene Teams die Trophäe: zweimal Spanien, je einmal Deutschland und Schweden.

Wie kommt es zu dieser Dominanz? Frankreich hatte seine goldene Generation bereits seit 2008 in Stellung gebracht, war 2010 nach dem Olympiasieg in Peking, dem WM-Titel in Kroatien und dem EM-Gold in Österreich das erste Land, das die drei großen Titel zur gleichen Zeit innehatte. Überragende Spieler wie Thierry Omeyer, Nikola Karabatic, Didier Dinart, Jerome Fernandez, Daniel Narcisse, die Brüder Bertrand und Guillaume oder Michael Guigou prägten auch die nächste Epoche, spielten alle sehr lange im Nationaltrikot (oder wie Karabatic immer noch).

Mit seinem zentralistischen (Sport)-System baute Frankreich zudem Nachwuchsleistungszentren auf, die in ihrer Art von vielen Ländern kopiert wurden. Von Montag bis Freitagmittag trainierten die Talente zusammen in den Akademien, dann ging es nach Hause zu den Vereinen, wo sie am Wochenende spielten. So war eine konstant hohe Trainingskonkurrenz gegeben, durch die die Spieler besser und besser wurden. Und alle diese Supertalente reihten sich dann aufgrund identischer Spielsysteme problemlos ein in die A-Nationalmannschaft – der Übergang der alten goldenen Generation zur neuen lief geräusch- und problemlos. Nicht auf einen Schlag, sondern Spieler für Spieler. Egal, ob der aktuell weltbeste Kreisläufer Ludovic Fabregas oder Weltstars wie Dika Mem oder Nedim Remili, alle wurden schnell und effektiv integriert. Und quasi in jedem Jahrgang kamen neue Supertalente: Melvyn Richardson (Sohn von Jackson), Kylian Villeminot, Nicolas Tournat oder ganz aktuell Elohim Prandi, Yannis Lenne oder Dylan Nahi. Weil Vereine wie Montpellier oder Nantes Triebfedern für die Nachwuchsförderung wurden und man in Paris zwischenzeitlich ein „PSG Frankreich“ aufgebaut hatte, konnten die Talente in einer starken Liga wachsen – dennoch gingen viele dann nach Barcelona, Vezsprem oder Kielce. Im französischen EM-Kader von 2024 standen ausnahmslos Spieler von Champions-League-Clubs, im DHB-Kader waren es vier (Andreas Wolff, Lukas Mertens, Philipp Weber, Rune Dahmke).

Hinzu kam eine Kontinuität bei den Trainern, von Daniel Costantini über

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