Immer die Deutschen

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Moskau 1980: Die Auswahl der UdSSR verliert nach dem WM-Finale 1978 auch das Olympia-Endspiel Los Angeles 1984: Als Nachrücker gewinnt Deutschland sensationell die Silbermedaille

DDR-Keeper Wieland Schmidt (mit Ball) ist nach dem Final-Triumph von seinen Kameraden nicht mehr einzufangen
Erhard Wunderlich bei einem Freiwurf im olympischen Turnier 1984 in Los Angeles, an dessen Ende der zweite Rang für Deutschland steht
imago/Simon/HW-Archiv

BERLIN Die Handballer der Bundesrepublik durften bei Olympia 1980 in Moskau nicht dabei sein, obgleich im Lande gebetsmühlenartig betont wurde, dass sich die Politik nicht in den Sport einmischen dürfe wie im Ostblock. Zum Leidwesen des Deutschen Handball-Bundes ließ sich die HANDBALLWOCHE aber nicht für dessen sportpolitischen Zwecke instrumentalisieren und war mit mehreren Mitarbeitern – dem vom DHB ungeliebten IHF-Funktionär „Mister Olympia“ Siegfried Perrey (Mitglied der Trainerund Methodikkommission), IHF-Generalsekretär Max Rinkenburger und IHF-Fotograf Klaus Weingärtner – an der Moskwa.

Die Redaktion selbst konnte mittels DDR-Fernsehen, das man ja im Westteil Berlins hervorragend empfangen konnte, die Spiele der DDR-Auswahl unter Trainer Paul Tiedemann in Augenschein nehmen und zu einem eigenen Urteil kommen. „Immer die Deutschen“, grollte UdSSR-Trainer Anatoli Jewtuschenko wenige Wochen nach seinem zweiten Missgeschick innerhalb von zwei Jahren. 1978 ging das WM-Finale 18:19 gegen die Westdeutschen, 1980 das Finalspiel des Olympiaturniers im eigenen Lande 22:23 (10:10, 20:20) nach Verlängerung gegen die Ostdeutschen in die Hose. „Ich weiß natürlich, wie gut die Deutschen Handball spielen können. Dazu kommt ihre Disziplin in entscheidenden und wichtigen Spielen. Das bewundere ich“, sagte der Moskauer Handball-Lehrer.

Nun also der ostdeutsche Triumph am 30. Juli in der Moskauer Sokolniki-Sporthalle. Tiedemann hatte wieder seinen wichtigsten Spieler dabei, den genialen Leipziger Mittelspieler Peter Rost, der zwei Jahre zuvor in Dänemark verletzt ausgefallen war. Zudem bewahrheitete sich im Ausgang des Turniers eine alte Handballregel: Die Mannschaft, die auf dem Wege ins Finale eine bittere Niederlage schlucken muss, hat psychische Nachteile zu verkraften. Die UdSSR, in der DDR nur SU oder „die Freunde“ genannt, hatte in der Vorrunde gegen die Rumänen eine derart schwache zweite Hälfte hingelegt (vom 16:9 zum 19:22), dass der Einzug ins Endspiel lediglich mit einem Plus von einem Treffer gegenüber Rumänien möglich wurde. Die Mannschaft der DDR dagegen hatte nur gegen Ungarn am zweiten Spieltag Probleme (14:14), festigte sich jedoch im Verlaufe des Turniers und ging somit ungeschlagen in die entscheidende Auseinandersetzung.

Das Finale war richtig spannend. Sechs Mal führte die UdSSR mit zwei Treffern, nur einmal die DDR mit diesem Vorsprung, nämlich zum 23:21 durch Außenspieler Beyer

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