Nächstes Kapitel im ewigen Duell

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Ungarn: Telekom Veszprem und Pick Szeged stehen sich im Kampf um einen Platz im Viertelfinale der Champions League gegenüber – Bei einem Club geht nach dieser Saison eine Ära zu Ende

Der Architekt des neuen Veszprem-Teams: Trainer Momir Ilic will ins Viertelfinale der Champions League
imago/Gonzales Photo

VESZPREM/SZEGED (HUN) Der April hat gerade erst angefangen, da ist im ungarischen Club-Handball schon Finalstimmung. Grund dafür ist das Gigantenduell der beiden magyarischen Top-Teams in den Playoffs der Champions League. Üblicherweise kulminiert das ungarische Handballjahr im Mai und Juni, wenn Pick Szeged und Telekom Veszprem sich in den Liga- und Pokalfinals gegenüberstehen, nun eben schon deutlich früher und im klangvollsten Wettbewerb Europas.

Die Kontrahenten sind seit Jahrzehnten das Nonplusultra im Karpatenbecken, verbinden Tradition und Moderne über regionale Großsponsoren, die es in den vergangenen Jahren möglich machten, dass Superstars sich gegen die Metropolen Barcelona oder Paris und für das beschauliche Balaton-Städtchen Veszprem oder die südungarische Studentenstadt Szeged entschieden.

Beide sind die absoluten Attraktionen in ihren Komitaten, wie die Verwaltungsbezirke in Ungarn heißen. Kann man in Budapest am Wochenende mehrere Fußballstadien, Konzerte oder Ausstellungen besuchen, gleichen die Heimspiele in Szeged und Veszprem kleinen Volksfesten, die Publikum aus dem ferneren Umland anziehen. Beide Städte haben seit Jahren keine Fußballmannschaft mehr in der 1. Liga und auch keine relevanten Frauen-Teams im Handball. Die Clubs sind konkurrenzlos.

Egal, welche Liga-Reformen sich der Verband überlegt, am Ende spielen Szeged und Veszprem den Titel aus. Seit der Saison 1991/92 gab es nur einen abweichenden Meister: Dunaferr holte mit dem späteren Bundesliga-Spieler Tamas Mocsai im Jahr 2000 die Trophäe. Im Pokal ist es ganz ähnlich. Umso mehr wurmt es die Sportöffentlichkeit, dass trotz der kontinuierlichen Investitionen bei beiden Clubs in der Champions League der große Wurf einfach nicht gelingen will. In den letzten zehn Jahren war Veszprem sieben Mal in Köln dabei – und blieb dennoch ohne Trophäe.

Nun hat Ungarn einen sicheren Viertelfinalisten und nach dem 37:30 im Hinspiel in Szeged schickt sich wieder einmal Telekom Veszprem als ungarischer Fahnenträger an. Szeged kam angeschlagen in die Partie, der halbe Kader war in der Woche vor dem Duell krank gewesen, Schlüsselspieler Bence Banhidi quälte sich mit Fußproblemen. Für Szeged ist das Rückspiel möglicherweise nicht weniger als der Abgesang einer ganzen Ära.

Im Sommer 2023 trennte man sich vorzeitig von Juan Carlos Pastor, der zehn Jahre das Ruder in der südungarischen Salami-Hochburg hielt

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