Ich war nicht mutig genug

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Deutschland: EM 2024 – Hintergründe – Interviews – Stories

Den Großteil der zweiten Halbzeit des Halbfinals sah Juri Knorr von der Bank aus. Ein Interview am Morgen danach

Die erste Halbzeit des Halbfinals gegen Dänemark lief extrem gut, nahezu alle Rädchen griffen ineinander. Denkt man in so einer Phase auch nach – oder ist man einfach im Flow? Wie haben Sie es empfunden?

Juri Knorr: In der ersten Halbzeit war ich schon ziemlich im Flow. Das war ein wunderbares Gefühl, sich nicht zu sehr vom Moment beeinflusssen zu lassen. Dieses Momentdenken kam dann leider in der Halbzeit ein bisschen. Das ist das, was ich mir vorwerfe: Dass mich diese Angst vor dem Moment übermannt hat. Wir spielen es nach so einer tollen ersten Halbzeit nicht einfach weiter wie ein Handballspiel. Die Dänen machen es natürlich auch gut; aber wir schaffen es nicht, das Level zu halten, was wir zuvor hatten.

Was meinen Sie mit Angst vor dem Moment? Dachten Sie, Sie seien der Situation in diesem Moment mental nicht gewachsen...?

Es war ein ganz besonderer Tag, ein ganz besonderes Spiel gegen Dänemark. Ich werfe mir im Nachhinein schon vor, dass ich nicht alles riskiert habe, dass ich nicht all in gegangen bin. Natürlich war ich auch müde, aber trotzdem wäre da mehr gegangen. Das ist mein Gefühl danach. Angst ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich war nicht mutig genug. Man muss noch mutiger sein, als man wahrscheinlich jemals zuvor war, wenn man ein Halbfinale gegen Dänemark spielt, und das werfe ich mir ein bisschen vor.

Angeschlagen: Juri Knorr hatte schwer zu kämpfen mit dem Halbfinal-Aus
imago/Beautiful Sports

Sie meinen körperlich? Sie haben am Freitagabend von „Grenzen“ gesprochen.

Körperlich sowieso. Aber auch mental. Sich da voll reinzuhauen. Ich habe danach gedacht: Was wäre gewesen, wenn? Und das ist etwas schade.

Was haben Sie von der Bank aus gedacht? Wie haben Sie das Spiel dann gesehen?

Ich weiß nicht (grübelt lange...). Ich habe mich einfach etwas über mich selbst geärgert: Dass ich rausgegangen bin. „Flippi“ Weber hat es super gemacht, und es war auch die richtige Entscheidung fürs Team, glaube ich. Aber ich will – und das nehme ich für mich mit – in so einem Spiel vom Platz getragen werden oder der Trainer soll mich einfach auswechseln. Das werde ich nicht wieder machen, auch wenn es für das Team richtig w

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